Am Dienstag hatten wir ja einen Hafentag, bei dem normalerweise nicht so interessante Dinge passieren, um damit einen Blogbeitrag zu verfassen. Aber im Kanal passieren immer unverhoffte Dinge.
Ralf, Günther und ich kommen gerade vom „Schonen der Biervorräte an Bord“ zurück (die geneigten Hollandfahrer wissen, was damit gemeint ist, die anderen können es mit ihrer Phantasie entschlüsseln) und wollen den mitgebrachten Fisch und die Austern für das Abendessen vorbereiten, als es heftig an den Rumpf klopft. Wir liegen ja am Wartesteg, ohne Zugang zum Land, der häufig von Überseeseglern zur Einklarierung genutzt wird. Vier streng aussehende, bewaffnete französische Zollbeamte fragen, ob sie an Bord kommen dürfen. Dieses Angebot ist nur schwer auszuschlagen, und wir bitten die Herren gerne an Bord. Zunächst wird der Skipper ermittelt und dieser wird einer Art Inquisition unterzogen, gefühlt mit Daumenschrauben. Woher, wohin, wie viele Menschen an Bord, welche Nationalität, die Nationalität und der Heimathafen des Schiffes, der Eigner des Schiffes… usw. Alles auf Französisch und zack zack antworten ohne Zögern, damit ich mir keine Lügengeschichten überlegen kann. Dann alle Papiere: Zulassung des Schiffes, Flaggenzertifikat, Funkzulassung, Chartervertrag, Crewliste, Logbuch, Passageplanningformulare. Gut, dass die vorbereitet ist, incl. aller Personalausweisdaten (danke Silke für das Sammenln und Danke Tom fürs mehrfache ausdrucken). Die Personalausweisdaten werden über Funk durchgegeben (was immer es da zu kontrollieren gibt) und die Liste mit den Ausweisen der anwesenden Personen abgeglichen. Ein langes Formular wird vom Zollchef ausgefüllt, während zwei weitere die Kabinen in den Rümpfen kontrollieren und der Vierte alle Backskisten. Alle Schränke und Schapps werden geöffnet, alle Bodenbretter hochgehoben. Die Frage nach Waffen können wir negieren, die Seenotraketen zählen nicht. Auch die Frage nach Bargeld (mehr als 10.000 € pro Person) können wir negieren. Dann die Frage nach Drogen, hier können wir auch negieren, geben aber zur Sicherheit unsere nicht ganz unerheblichen Weinvorräte an, die sie sowieso gefunden hätten. Dann die erlösende offizielle Antwort des französischen Zollpatrouillien-Chefs: „Du Vin n’est pas une drogue“. Nach einer dreiviertel Stunde ist der Spuk vorbei, ich muss noch das Formular unterschreiben, dass die ganze Befragung auf Französisch stattgefunden hat, bekomme einen Durchschlag und sie wünschen uns noch eine gute Fahrt.
Somit haben wir es jetzt amtlich, was die Pälzer unter Euch natürlich schon längst wussten: Wein ist keine Droge, nichteinmal Pfälzer Wein in Frankreich.
Also dann, „Zum Wohl die Pfalz“ und bleibt uns gewogen.
Euer Hägar.