Durchfahrten (les passages)

Hallo liebe Urlaubsvorfreudehabende,

nur noch 25 Tage und der Rest von heute bis zum Vorabendtreff beim Weingut Barth. Ich kann es kaum erwarten.

Danke an Bernd für die guten und richtigen Berechnungen und an Karsten für die wie immer überraschenden und kreativen Einfälle, wenn es um das Auffüllen der Biervorräte geht. Es wäre also in der Tat besser die Biervorräte schon am Vorabend oder nachts aufzufüllen (super recherchiert von Karsten), denn morgens wäre das zu knapp, wie Bernd richtigerweise erläutert hat. Falls da beim Ablegen oder beim Einkaufen was dazwischenkäme, wäre man bei starkem Strom von hinten im Canal de Batz, und würde diesen engen und gewundenen Kanal mit hoher Geschwindigkeit über Grund passieren müssen. Das sollte man vermeiden. Wie Karsten schon angemerkt hat, sind ein paar Minuten hin oder her immer drin, so genau sind die Berechnungen der Ozeanographen auch nicht. Zumal es ja auch noch Wetter und Windeinflüsse gibt. Also immer Sicherheitsreserven einbeziehen…..

Heute wollen wir uns nochmal der Südbretagne annehmen. In einem vorhergehenden Blogbeitrag habe ich ja erwähnt, dass die Strömungen in der Südbretagne eher gering sind (oft weit unter einem Knoten) und man sie deshalb eher von untergeordneter Bedeutung für die Routenplanung sind. Dabei gibt es aber Ausnahmen, die wir heute behandeln wollen. Zum Einen gibt es in der Südbretagne viele Häfen in Flußläufen, in denen nahezu immer Strom steht, wie z.B. in Benodet. Die Hafenhandbücher warnen auch vor starken Strömungen dort.

Snapshot_2019_07_28_150059

Hier sollte man ebenfalls versuchen bei Stillwasser ein- und auszulaufen, ansonsten kann man ganz schön ins Schwitzen kommen wenn die Tonnen entweder ganz langsam (bei Gegenstrom) oder ganz schnell (bei Strom von hinten) an einem vorbeiziehen.

Neben den Häfen in Flußläufen gibt es noch einige Durchfahrten (passages) in denen viel Strom steht. Die wichtigsten habe ich auf dem Übersegler mal markiert.

Snapshot_2019_07_28_152620

Der Raz du Sein wird auch das „Kap Hoorn von Europa“ genannt, da hier starke Strömungen oft auf heftige Winde treffen (auch wenn bei unseren Passagen es jeweils nur schwach windig war). Im Eingang vom Golf de Morbihan stehen bis zu 9 kn Strom. Da brodelt es manchmal wie in einem Gebirgsbach. Hier heißt es insbesondere für die Crew der First gut aufzupassen, da ihr Abfahrtshafen zwar ausserhalb des Eingangstores liegt, die Strömungen aber schon noch bemerkbar sind. Als wir vor 3 Jahren hier mal bei starkem Ebbstrom eingelaufen sind, mussten wir 45 Grad vorhalten, um den Eingang zur Fahrwasserrinne zu treffen. Peilung, Peilung Peilung…..

Der Chenal de Four (Ofenkanal) hat auch starke Strömungen, durch die vorgelagerte Ile de Quessant ist es aber etwas geschützter. Durch La Teignouse müssen wir schon am ersten oder zweiten Tag durch, wenn wir nach Nordwesten wollen. Die Strömungen sind bemerkbar aber auch nicht besonders stark, und bei wenig Wind baut sich auch keine Welle auf. Jeder von den Skippern ist da aber schon mindestens einmal durch, das sollte machbar sein. La Pointe de Croisic ist eigentlich nur bei schlechtem Wetter gefährlich, wenn man nichts sieht und z.B. Strom gegen Wind steht.

Die beste Strategie für die Durchfahrten ist es bei Stillwasser (30 Min vor bis 30 Min nach der Stromkenterung) durchzufahren. Und idealer Weise so, dass man bei der Einfahrt in die passage zunächst Gegenstrom und bei der Ausfahrt Strom von hinten hat. Das hat mehrere Vorteile:

  • So sind zum einen die Stromgeschwindigkeiten gering und es gibt nur leichte Verwirbelungen
  • falls man sich aus irgendeinem Grund verspätet oder man bekommt ein technisches Problem wird man in die richtige Richtung „gespült“
  • „Wind gegen Strom“ mit entsprechend grobem Seegang kann nicht auftreten, weil ja kein Strom steht.

In den meisten Fällen ist das unkritisch, wenn gute Sicht herrscht, nur wenig Wind und petit coefficient (morte eau, Nippzeit) herrscht, kann man eigentlich immer durch (wenngleich es unklug ist gegen den Strom zu fahren). Wenn die Bedingungen aber nicht optimal sind, sollte man schon wissen, wann man idealer Weise durchfährt.

So auch die heutige Aufgabe. Am Sonntag morgen den 25.8. 2019 liegt die Flottille der 3 StSG Schiffe im Hafen von Port Haliguen. Die Segler wollen an diesem Tag durch die Passage La Teignouse und weiter nach Nordwesten segeln. Der Eingang der passage La Teignouse wird durch den Leuchtturm „La Teignouse“ markiert. Die Windvorhersage ist West bis Südwest 5 bis 6. Wie lässt sich die nautische Situation beschreiben? Wie sieht der ideale Törnplan an diesem Morgen aus?

Snapshot_2019_07_28_155830

So, ich zähle schon die Tage bis es losgeht. Lasst Euch nicht zu viel Zeit für die Beantwortung der Aufgabe, sonst reicht es vor dem Törnbeginn nicht mehr für den Raz du Sein.

Bis bald Euer Hägar

0 Gedanken zu „Durchfahrten (les passages)“

  1. Ich würde diese Situation mit 5 bis 6 bft als „traumhaft und doch anspruchsvoll“ beschreiben.
    Zum Törnplan:
    Hochwasser ist in Port-Haliguen um 12.45 Uhr.
    Wenn das Wasser bereits um 8.57 Uhr um 2,9 Meter gestiegen ist, haben wir danach sicherlich keine Probleme mit dem Tiefgang und können den Hafen sicher verlassen.
    Bis zum Leuchtturm sind es etwa 4-5 Seemeilen. Bei 5-6 bft Wind ist das auch bei leichter Gegenströmung (in der letzten Stunde vor dem Hochwasser) von weniger als 0,2 Knoten in 1 Stunde zu schaffen.
    Wenn am Leuchtturm um 12.30 Uhr die geringste Strömung und die damit verbundenen Vorteile vorherrschen, sollten wir um diese Zeit dort sein um die Passage durchfahren.
    Der Plan sollte also folgendermaßen aussehen: Ablegen gegen 11.30 Uhr Segel setzen und mit etwa halbem bis achterlichem (wahren) Wind bis zum Leuchtturm segeln.
    Da die Passage genau in Ost-West-Richtung verläuft eventuell für einen kurzen Zeitraum Segel bergen und unter Motor genau gegen den Wind (je nach Breite der Passage könnte man auch kreuzen – Das Hochwasser gibt da noch etwas Spielraum) und danach wieder Segel setzen um mit halben (bis hart am Wind, falls der aus West kommt) Winden nach Nord-West zu segeln.
    Ich freue mich auch schon riesig auf den Törn!
    Karsten

  2. Planänderung,

    Leute, ein wichtiges Detail hab ich noch vergessen, das uns aber spätestens 1/2 sm vor dem Leuchtturm aufgefallen wäre! Wer kommt drauf?

    Euer CI

  3. Oha, ja, die Länge des Landstromkabels ergibt ein gutes Wortspiel für die nautische Situation nach der Passage, wenn man das Fließende durch das oft genannte Maß abhängig vom halben Tacho ersetzt.

    Ich hatte aber an ein paar Parameter mit „W“ gedacht, zwei davon hattest du schon in der Aufgabenstellung fürs Wetter benutzt. Der Dritte, ein weiterer Natürlicher, ist davon abhängig, wenn auch manchmal mit einer Verzögerung von bis zu 5 Stunden. Er hat unmittelbaren Einfluss auf den vierten, einen Schiffsleistungsparameter, was aber in Binnen- oder Lee-Situationen richtigerweise gerne vernachlässigt wird. Ebenso wird der Dritte üblicherweise nicht für die Erstellung von Polardiagrammen herangezogen. Der Vierte kann jedoch aus den Diagrammen ermittelt werden, wenn auch dann ohne den Einfluss vom dritten, also würde dieser genau für unsere Situation nicht passen. Alles klar?

    Der dritte Parameter mit W ist auch dort recht populär zu finden:
    https://maree.info/meteo “ mit Ausschnitt Südirland bis Nordspanien, wenn man nur „Vague, Hauteur significative“ bei Farben und Linien und „Vent rafale“ nur bei den Linien selektiert, oder auch “ https://de.windfinder.com/forecast/belle-ile-bouee „.

    Der Vierte besteht zudem aus zwei zusammengesetzten Substantiven jeweils mit W beginnend und beschreibt eine Amwindeigenschaft.

    Also, einfach mal drauf los raten oder diskutieren, alle Vorschläge werden entgegengenommen!

    Schöne Grüße
    Euer CI

  4. Moin,
    doch noch zu kryptisch? Hier noch eine kleine Hilfestellung, die ersten beiden sind Windrichtung und Windstärke. In beiden verlinkten Webseiten bleibt dann nicht mehr viel übrig, um den Dritten, davon abhängigen mit „W“ am Anfang zu finden 😉

    Wie heißt dann der Vierte, die Amwindeigenschaft, die durch den Dritten beeinflusst wird, und worin könnte die Schwierigkeit der geplanten Weiterreise nach der Passage liegen?

    CU
    Euer CI

    1. Also Karsten hat ja schon mal einiges sehr gut geantwortet. Zunächst ist ja wichtig, ob man überhaupt aus dem Hafen rauskommt. Das wird gerne vergessen, Chapeau, dass Du daran gedacht hast. Das ist in der Tat kein Problem. Die Berechnung der Stillwasserzeit war auch richtig. Und dass man mit dem Motor durch La Teignouse durchmuss war auch richtig. Allerdings können 5-6 generelle Windstärken in Durchfahrten durchaus nicht mehr ganz kommod sein. Zum einen kann durch den Düseneffekt noch ne Windstärke drauf kommen. Zum anderen sind die Wellen in Durchfahrten (also z.B. auch bei Seegatten in der Waddenzee) sehr steil und können auch brechen. Dies hängt damit zusammen, dass die Wassertiefe abnimmt und sich die Wellen deshalb steiler aufbauen. Wenn dann noch Wind gegen Strom geht ist das nicht mehr lustig. In der Waddensee ist bei kleineren Booten eine Durchfahrt unter diesen Bedingungen äusserst gefährlich, weil man querschlagen kann.
      Also bei unserem Beispiel müssen wir Wind gegen Strom unter allen Umständen vermeiden. Deshalb lieber ne Stunde vorher losfahren und da wir sowieso Motoren den halben bis ganzen Knoten Strom gegenan ertragen. Dann sind wir in einer halben Stunde durch den Hexenkessel durch.
      FCI, was meinst Du dazu? Bin gerade auf der Rodaan, und versuche verschiedene Käbelchen die bei Andrea im Briefkasten waren an irgendwas anzuschliessen. Bin aber nicht richtig weitergekommen………..

    2. Meinst du die Wellen? Bei der Windrichtung und einem vollentwickelten Seegang, da es ja noch nicht in der Abdeckung von Belle Ille liegt, kommt man kaum noch hoch an den Wind.
      Vor der Passage sollte man den Neerstrom beachten, der kann dazu führen, dass ihr schneller an dem Leuchturm seid, als geplant.
      So lange man noch nördlich der Passage ist, sollte der Seegang harmloser sein. Ein Teil der Wellen bzw. Energie wird in dem Kabbelwasser über den flachen Stellen, bzw. durch den Strom gebrochen.
      4. W habe ich keine Ahnung was du meinst
      Gruß Nis

      1. Prima, ja genau, die Wellen 😉 und den vierten haste ja auch gleich beschrieben, den WendeWinkel 😉 das wird sicher nicht nur lustig, dann zu kreuzen.

        Cheers CI

  5. Ich habe gerade eben erst die Kommentar funktion gefunden, hier meine Lösung.

    Bei Wind aus Süd-Südwest und Richtung der Passage 248° , müssen sicher kreuzen (oder wie oben gesagt motoren).

    Wir haben Nipp, Koeffizient 40, HW Port Navalo am 25.08, ist 0:29 und 13:19

    Der Stromatlas zeigt in der Passage dass nach Hochwasser Port Navalo +0h bis +5h Strom gegen Wind mit ca. 190° bis 230 ° herrscht. Stärke ist dabei 0,4 kn bis 1,9 kn.

    Bei der Wellenperiode von 7 -9 sek (20 bis 30 kn Wind) kann das schon zum Aufsteilen und Brechen der Wellen führen. Bei Wellenhöhe von bis zu 3m eine gefährliche Situation.

    Ihr müsst also möglichs bei wenig Strom, oder Strom mit Welle passieren.

    Wenn ihr an dem Tag eine lange Fahrt machen wollt würde ich zwischen +5h und +6h nach HW (also eine Stunde vor Ebbe) durch die Passage fahren. In der Zeit kippt der Strom von 1,5 kn Richtung Süd auf 0,5 kn Richtung Nord.

    Niedrigwasser Navallo ist 6:26 Uhr, müssen also zwischen 5:30 Uhr und 6:30 Uhr durch die Passage kommen. Um 4:30 Uhr ablegen und die 4 Meilen bis Tonne Basse Nouvelle segeln. Dort die Strömung beobachten und sobald der Strom mit weniger als 1kn südlich setzt die Passage durch fahren. Für die 3 Meilen durch die Passage sollte eine Stunde Stillwasser gerade reichen (wenn man kreuzen möchte). Wenn es blöd kommt kann es passieren das man sich dann aber fest segelt weil bei 6 bft und Welle man kaum noch 70 ° an den Wind kommt.

    Das ist nicht optimal, da man zu erst mit dem Strom und dann gegen den Strom segeln muss, die Alternative: das Stillwasser 1h vor Hochwasser nutzen:
    Ablegen um 11:20, eine Stunde bis zur Tonne und dann gegen den Strom mit 0,8 bis 0,5 kn warten bis die Strömungkenter und euch durchschiebt. Um spätestens 14:20 müsst ihr aus der Passage draußen sein, sonst wird der Strom zu stark 1,2 kn und die Wellen könnten brechen.

    Ach ja und in Haluguen kann man jederzeit auslaufen mit 2m in der Hafeneinfahrt und Ebbe von 1,95 sind sicher 4m Wassertiefe gegeben, auch bei Ebbe.
    Lieben Gruß Nis

Schreibe einen Kommentar zu nis Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

The maximum upload file size: 128 MB. You can upload: image, audio, video, document, spreadsheet, interactive, text, archive, code, other. Drop file here