Durchfahrten (les passages)

Hallo liebe Urlaubsvorfreudehabende,

nur noch 25 Tage und der Rest von heute bis zum Vorabendtreff beim Weingut Barth. Ich kann es kaum erwarten.

Danke an Bernd für die guten und richtigen Berechnungen und an Karsten für die wie immer überraschenden und kreativen Einfälle, wenn es um das Auffüllen der Biervorräte geht. Es wäre also in der Tat besser die Biervorräte schon am Vorabend oder nachts aufzufüllen (super recherchiert von Karsten), denn morgens wäre das zu knapp, wie Bernd richtigerweise erläutert hat. Falls da beim Ablegen oder beim Einkaufen was dazwischenkäme, wäre man bei starkem Strom von hinten im Canal de Batz, und würde diesen engen und gewundenen Kanal mit hoher Geschwindigkeit über Grund passieren müssen. Das sollte man vermeiden. Wie Karsten schon angemerkt hat, sind ein paar Minuten hin oder her immer drin, so genau sind die Berechnungen der Ozeanographen auch nicht. Zumal es ja auch noch Wetter und Windeinflüsse gibt. Also immer Sicherheitsreserven einbeziehen…..

Heute wollen wir uns nochmal der Südbretagne annehmen. In einem vorhergehenden Blogbeitrag habe ich ja erwähnt, dass die Strömungen in der Südbretagne eher gering sind (oft weit unter einem Knoten) und man sie deshalb eher von untergeordneter Bedeutung für die Routenplanung sind. Dabei gibt es aber Ausnahmen, die wir heute behandeln wollen. Zum Einen gibt es in der Südbretagne viele Häfen in Flußläufen, in denen nahezu immer Strom steht, wie z.B. in Benodet. Die Hafenhandbücher warnen auch vor starken Strömungen dort.

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Hier sollte man ebenfalls versuchen bei Stillwasser ein- und auszulaufen, ansonsten kann man ganz schön ins Schwitzen kommen wenn die Tonnen entweder ganz langsam (bei Gegenstrom) oder ganz schnell (bei Strom von hinten) an einem vorbeiziehen.

Neben den Häfen in Flußläufen gibt es noch einige Durchfahrten (passages) in denen viel Strom steht. Die wichtigsten habe ich auf dem Übersegler mal markiert.

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Der Raz du Sein wird auch das „Kap Hoorn von Europa“ genannt, da hier starke Strömungen oft auf heftige Winde treffen (auch wenn bei unseren Passagen es jeweils nur schwach windig war). Im Eingang vom Golf de Morbihan stehen bis zu 9 kn Strom. Da brodelt es manchmal wie in einem Gebirgsbach. Hier heißt es insbesondere für die Crew der First gut aufzupassen, da ihr Abfahrtshafen zwar ausserhalb des Eingangstores liegt, die Strömungen aber schon noch bemerkbar sind. Als wir vor 3 Jahren hier mal bei starkem Ebbstrom eingelaufen sind, mussten wir 45 Grad vorhalten, um den Eingang zur Fahrwasserrinne zu treffen. Peilung, Peilung Peilung…..

Der Chenal de Four (Ofenkanal) hat auch starke Strömungen, durch die vorgelagerte Ile de Quessant ist es aber etwas geschützter. Durch La Teignouse müssen wir schon am ersten oder zweiten Tag durch, wenn wir nach Nordwesten wollen. Die Strömungen sind bemerkbar aber auch nicht besonders stark, und bei wenig Wind baut sich auch keine Welle auf. Jeder von den Skippern ist da aber schon mindestens einmal durch, das sollte machbar sein. La Pointe de Croisic ist eigentlich nur bei schlechtem Wetter gefährlich, wenn man nichts sieht und z.B. Strom gegen Wind steht.

Die beste Strategie für die Durchfahrten ist es bei Stillwasser (30 Min vor bis 30 Min nach der Stromkenterung) durchzufahren. Und idealer Weise so, dass man bei der Einfahrt in die passage zunächst Gegenstrom und bei der Ausfahrt Strom von hinten hat. Das hat mehrere Vorteile:

  • So sind zum einen die Stromgeschwindigkeiten gering und es gibt nur leichte Verwirbelungen
  • falls man sich aus irgendeinem Grund verspätet oder man bekommt ein technisches Problem wird man in die richtige Richtung „gespült“
  • „Wind gegen Strom“ mit entsprechend grobem Seegang kann nicht auftreten, weil ja kein Strom steht.

In den meisten Fällen ist das unkritisch, wenn gute Sicht herrscht, nur wenig Wind und petit coefficient (morte eau, Nippzeit) herrscht, kann man eigentlich immer durch (wenngleich es unklug ist gegen den Strom zu fahren). Wenn die Bedingungen aber nicht optimal sind, sollte man schon wissen, wann man idealer Weise durchfährt.

So auch die heutige Aufgabe. Am Sonntag morgen den 25.8. 2019 liegt die Flottille der 3 StSG Schiffe im Hafen von Port Haliguen. Die Segler wollen an diesem Tag durch die Passage La Teignouse und weiter nach Nordwesten segeln. Der Eingang der passage La Teignouse wird durch den Leuchtturm „La Teignouse“ markiert. Die Windvorhersage ist West bis Südwest 5 bis 6. Wie lässt sich die nautische Situation beschreiben? Wie sieht der ideale Törnplan an diesem Morgen aus?

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So, ich zähle schon die Tage bis es losgeht. Lasst Euch nicht zu viel Zeit für die Beantwortung der Aufgabe, sonst reicht es vor dem Törnbeginn nicht mehr für den Raz du Sein.

Bis bald Euer Hägar

Horizontale und Vertikale Tide

So, liebe Ärmelkanalfreunde, heute kommt mal wieder ein Lebenszeichen. Leider war ich viel in der Welt unterwegs und hatte die letzten Wochen wenig Zeit mich um den Blog zu kümmern. Heute nutze ich mal die heißen Temperaturen, bei denen man sich sowieso am besten zu Hause auf der Terrasse im Schatten aufhält, um euch weiter Infos über das Seegebiet zu geben.

Die letzte Aufgabe war natürlich etwas tricky, entspricht das Verhalten der Tide doch nicht dem normalen Menschenverstand. Die vertikale Tide (Steigen und Fallen des Wasserspiegels) und die horizontale Tide (Ebb- und Flutstrom) sind nicht synchron. Wenn man die beiden Kurven im letzten Blog anschaut, erkennt man, dass die Strömung nach Hoch- bzw. Niedrigwasser noch über eine Stunde „nachläuft“. D.h., obwohl die vertikale Tide schon gekentert ist, bleibt die Richtung der horizontalen Tide noch über eine Stunde gleich. Wenn wir uns z.B. den Samstag den 4.5. 2019 anschauen, haben wir um 13.40 Uhr Niedrigwasser (la basse mer)  und bis dahin Ebbe (le jusant). Entsprechend steht dann auch der Ebbstrom nach Westen, also aus dem Ärmelkanal hinaus, in Richtung Atlantik. Wir sehen aber auch, dass die Strömung erst kurz vor 15.00 Uhr kentert, während das Wasser zu diesem Zeitpunkt schon längst wieder steigt und schon Fut herrscht (le flot). Der Flutström setzt also erst über eine Stunde nach Beginn der Flut ein.

Dieses Phänomen hat man insbesondere in Gebieten mit höheren Strömungsgeschwindigkeiten (z.B. im Ärmelkanal , La Manche), und weniger in Gebieten mit niedrigen Strömungsgeschwindigkeiten, wie z.B. in der Südbretagne. In den Strömungsdiagrammen ist das „Überschwingen“ durch die unterschiedlichen Farben blau und rot dargestellt. Blau stellt die Flutzeit also steigendes Wasser (marée montante) und rot die Ebbzeiten also fallendes Wasser (marée descendante) dar. Da kann man die Phasenverschiebung von über einer Stunde gut sehen.

In der niederländischen Waddenzee wollten wir mal mit nem Plattbodenschiff von Harlingen nach Kornwerderzand segeln. Da es schwachwindig war, wollten wir den Ebbstrom nutzen, um uns zu unterstützen. Deshalb sind wir kurz nach Hochwasser aus dem Harlinger Vorhafen ausgelaufen und wollten uns gen SSW mit der Strömung schieben lassen. Die Überraschung war groß, dass uns der Strom aber in Richtung NNE trieb, und wir bei dem wenigen Wind nicht vorwärts kamen. Es ist nichts gravierendes passiert und nach einer Stunde hat sich die Strömungsrichtung dann geändert. Bei mir hat es sich jedoch in die Hirnwindungen gebrannt, dass man sich sorgfältig informieren sollte, ob es eine Phasenverschiebung zwischen der horizontalen und der vertikalen Tide gibt.

Wie ist dieses Phänomen zu erklären: in einem Buch über die Waddenzee schreibt die Autorin, dass das Wasser eine große Trägheit hat, und deshalb der Strom auch nach Hochwasser seine Richtung beibehält. Nach der 12tel Regel (siehe eine der vorhergehenden Blogbeiträge) fällt das Wasser ja in der ersten Stunde nur minimal. Das heißt, dass es in dieser Zeit nur wenig „Gefälle“ für den Flutstrom gibt. Die umkehrende Kraft ist gering und das Beharrungsvermögen der Wasserströmung lasst es in die alte Richtung weiterfließen. Erst wenn dann das Wasser in der 2. Stunde stärker fällt, ist das „Gefälle“ größer und damit auch die umkehrende Kraft. Die Strömung beginnt zu kentern und in die andere Richtung zu fließen. Entsprechendes gilt natürlich auch für das Niedrigwasser.

Ich bin mir nicht sicher ob das die alleinige Erklärung ist. Falls jemand noch weitere Ideen hat warum das so ist, wäre ich sehr dankbar.

Nun zur heutigen Aufgabe: Am 5.7. 2019 möchte der Skipper der X 46 Tempo mit einem Tiefgang von 2,5 m die Durchfahrt zwischen dem Festland und der Ile de Batz von Ost nach West passieren, um danach weiter nach Westen dem Ärmelkanal zu folgen. Die Durchfahrt ist ca. 3 sm lang

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Die Durchfahrt ist sehr eng und manchmal flach, und im Revierhandbuch steht, dass es bei starker Strömung zu Verwirbelungen kommen kann. Eine Animation der Durchfahrt könnt ihr hier sehen:

[wpvideo UrsOmHGw]

 

Bis zum Eingang in den Kanal braucht die Tempo ca. 1 Stunde Fahrtzeit. Der Proviantmeister möchte noch Bier kaufen, da die Vorräte am letzten Abend doch sehr geschrumpft sind. Der Supermarkt im Dorf (ca. 30 min Fußmarsch) macht um 8.00 Uhr auf.

Wann sollte die Tempo Idealerweise am östlichen Eingang des Canal de Batz stehen und warum? Wie sollte denn der Zeitplan an diesem Morgen aussehen?

Bleibt uns gewogen, es sind nicht mal mehr 8 Wochen bis es losgeht…….

Euer Hägar


 

Zielgebiete

Hallo liebe Freunde,

den folgenden Beitrag habe ich vermeintlich vor 2 Wochen in den Blog gestellt. Nachdem überhaupt niemand geantwortet hat, kamen mir Zweifel, ob der Beitrag überhaupt online ging. Ich glaube nicht, wahrscheinlich habe ich ihn falsch gepostet (oder so ähnlich). Also bitte meldet sich jemand, ob der Beitrag schon online war und nur die Frage zu schwer (dann bringe ich die Antwort), oder ob ich ihn nicht richtig gesendet habe (dann warte ich noch etwas mit dem nächsten Beitrag.

Liebe Grüße von Eurem Digital-Novitzen Hägar

 

Liebe Freunde der Europäischen Küstengewässer,
nachdem ihr heute hoffentlich alle schon gewählt habt für ein gemeinsames Europa ohne Binnengrenzen, in dem man als Freunde ungehindert von einem Land zum anderen Segeln kann, kommt der heutige Blog.
Karsten hat die Luftbilder richtig interpretiert, und Falmouth auf dem englischen Festland bzw. St. Peter Port auf Guernsey erkannt. Das wären mögliche Ziele im Englischen Kanal, sofern die Briten uns noch wollen. Als wir das letzte Mal diese Ziele ansteuern wollten, meinte ein französischer Hafenkapitän zu Roderich: „Was wollt ihr bei den Engländern, dort gibt es nur lauwarmes Bier und fettigen Fish & Chips. Bleibt lieber auf der Französischen Seite des Kanals, da ist es viel schöner, das Essen besser und der Cider kalt“. Er hatte nicht unrecht, wenn ihr die Bilder anschaut, die wir dort gemacht haben.


Die französische Ärmelkanalküste wird auch Cote de Granite Rose genannt, weil das Granitgestein dort herrlich rosa schimmert. Also, falls es uns nicht bis England reicht hätten wir auch tolle Alternativen auf der südlichen Kanalküste.
Nach diesen mehr touristischen Ausführungen noch ein wenig navigatorisches aus dem Kanal. Im nächsten Bild aus der Seekarte seht ihr an einem Punkt des Kanals sowohl die Tidenhöhenkurve, als auch die Tidenströmungskurve.

Dazu die heutige Aufgabe: Bitte schaut Euch genau die Zeiten des Gezeitenwechsels (also Pleine Mer und Basse Mer) an und vergleicht das mit den Zeiten der Strömungsumkehr, also des „Stillwassers“. Vergleicht das auch mit der Abbildung aus dem vorherigen Blog „Strömungen in der West Bretagne“. Was fällt Euch dabei auf? Wie könnte man das erklären? Versucht auch die Farben rot und blau in der Strömungsabbildung zu interpretieren.
Also, bleibt Europa gewogen, bis demnächst Euer Hägar

Der Ärmelkanal (La Mange)

Ich hoffe mal, dass ich bei der letzten Aufgabe nicht zu viel Verwirrung gestiftet habe. Bei den vorherigen Aufgaben, bei denen ja nur der bloc Maritim verwendet wurde, musste man immer die Bezugs- und Anschlussorte berücksichtigen.  Das ist bei den Navigationsunterlagen, die auf Papier gedruckt sind, immer so.

Bei der letzten Aufgabe waren die Informationen und die Diagramme aber aus dem TimeZero Navigationsprogramm. Dieses Programm nimmt einem die schwierige Rechnerei ab, und wenn man auf einen Strömungspfeil klickt, geht ein Fenster auf, das die Strömungsverhältnisse und -Zeiten genau an diesem Ort anzeigt. Man muss also keinerlei zusätzliche Berechnungen machen und auch keine weiteren Infos einholen. Deshalb konnte man einfach auf diesem Diagramm zur gefragten Zeit die Strömung an den Pfeilen ablesen, so wie es der FCI gemacht hat.

Wir wollen ja, falls es das Wetter zulässt in den Ärmelkanal segeln. Wenn wir den Kanal, und die Strömungen mal anschauen, fallen uns einige Dinge auf.Kanal1

Zunächst erkennt man, dass die Strömungen im Kanal deutlich stärker sind als in der Südbretagne. Es kann hier auf dem offenen Meer durchaus mit bis zu 3 kn strömen. Dies sollte man ausnutzen und so wenig wie möglich gegen den Strom fahren. Das kann auch frühes Aufstehen bedeuten;-). Außerdem sieht man, dass es bei Flut (le flot) in den Kanal hinein bei Ebbe (la jusante) aus dem Kanal heraus strömt. Damit kann man schonmal ganz gut navigieren.

So damit genug für heute. Für die heutige Aufgabe habe ich weder Kosten noch Mühe gescheut und bin zwischendurch extra nach Minneapolis geflogen, um diese schöne Luftaufnahmen vom Ärmelkanal zu machen ;-). Diese gilt es mit der Seekarte zu vergleichen. Welche beiden Orte bzw. Häfen kann man auf den Luftbildern erkennen?

Kanal3Kanal Luftbild 2Kanal LuftbildKanal2Bleibt uns gewogen, Euer Hägar

Strömungen in der West Bretagne

Toll, wie mittlerweile ein regelrechtes Wettrennen stattfindet, um die Kompetenzen zu erweitern. Das war ja ein richtiges Wimpernschlagfinale.

Zugegebener Weise, werden das wohl keine Frühstückseier mehr, sondern das wird maximal ein Brunch. Da die Crew aber den Abend zuvor, wie Karsten richtigerweise festgestellt hat, dem Pfälzer Wein allzu gut zugesprochen hat, ist mit deren Erscheinen an Deck nicht vor 12.00 Uhr zu rechnen ;-).

Wichtig ist bei dieser Aufgabe, dass bei den Strömungskarten immer ein Bezugsort angegeben wird, dessen Tide für dieses Bild relevant ist, und zwar unabhängig vom Anschlussort (siehe auch vorhergehende blogs). In unserem Beispiel, ist also die Tidenkurve von Port Navalo relevant, und nicht die von Houat. Dies steht oben rechts in dem Tidenströnungsdiagramm  (3h oder 4h oder 5h Apres PM Port Navalo). Das hat Silke richtig erkannt. Deshalb sollte man sich zunächst bei www.maree.info nach den Tidenverhältnissen am 31.8. 2019 um 10.30 Uhr informieren.

maree 31 aout 2019 port navaloHier sieht man in der Tat, dass Springzeit herrscht (Coefficient zwischen 108 und 112). Am 31.8. ist um 6.32 Uhr Hochwasser in Port Navalo. D.h. dass um 10.30 Uhr 4h nach Hochwasser ist. Deshalb ist um diese Zeit das Diagramm relevant bei dem „4h APRES PM Port Navalo“ steht, und nicht die beiden anderen Diagramme, 3h bzw 5h apres PM Port Navalo. Die habe ich nur als Ablenkungsmanöver eingefügt. In dem richtigen Diagramm sieht man mit der Lupe an dem Strömungspfeil nordwestlich von Houat 2818. Also haben wir zu diesem Zeitpunkt 2,8 Knoten Strom. Für Silke gibt es dafür 2 goldene Sterne, richtige Antwort und Herleitung. Karsten bekommt einen silbernen Stern. Er hat die richtige Lösung, die Herleitung war allerdings schwer nachzuvollziehen ;-).

Im heutigen Kapitel schauen wir uns die West Bretagne etwas genauer an. Im Video sind die generellen Strömungen zwischen Pointe De Penmarc’H und Pointe de Landunvez dargestellt.

[wpvideo qqcse1uH]

Genauere Infos erhält man, wenn man auf einen der Pfeile klickt und sich dann ein Fenster uber den Strömungsverlauf öffnet.

West bretagne

Das rechte Fenster kennt ihr ja schon, das wurde in einem früheren Blog erklärt und zeigt die Tidenhöhen an einem bestimmten punkt an, hier an der Ile de Sein. Das linke Fenster zeigt die Strömungsverhältnisse in der Nähe an. Der Bezugsort ist Brest. Am 4. Mai um 17.35 Uhr herrscht nahezu keine Tidenströmung mit 0,1 kn, die setzt nach Süd-Ost. Dies liegt daran, dass gerade Hochwasser ist, und die Strömung kentert, um diese Zeit herum ist dann Stillwasser und man kann auch Gegenden befahren, die ansonsten stärkere Strömungen hätten. Während der Ebbe fliesst das Wasser also Süd bis Süd-West (erkennbar an den Pfeilen im Diagramm) und während der Flut nach Nord/Nord-Ost. Die Strömungsgeschwindigkeit ist in der Mitte der Flut bzw. in der Mitte der Ebbe am höchsten, hier auch nur 0,7 kn. An der rot/blau Färbung der Kurve erkennt man auch sehr schön, dass der Strom dort nahezu genau zur Hochwasser- bzw. Niedrigwasserzeit kentert.

Nun zur heutigen leichten Aufgabe (also ich hoffe auf schnelle und viele richtige Antworten). Heute Abend (4.Mai 2019) um 20.00 Uhr: wie setzt der Strom Nördlich der der Ile de Sein um 20.00 Uhr in Richtung und Stärke? Und warum ist das so?

Bleibt der Tide gewogen, Euer Hägar

Stromstärke

Liebe Nautikfreaks,

Silke hat sich jetzt auch wieder zurückgemeldet, und löst eifrig die Aufgaben, herzlich willkommen zurück. Die anderen scheinen durch die Osterfeiertage etwas träge geworden zu sein. Lasst mal die Ostereier liegen und beteiligt Euch mal wieder an den Tidenvorbereitungen ;-).

So, nach dem letzten Kapitel wissen wir jetzt also um die generellen Strömungsrichtungen in der Bretagne. Diese ändern sich je nach Gezeit im Uhrzeigersinn. Allerdings wissen wir noch nicht wie stark es strömt d.h. wie groß die Strömungsgeschwindigkeit ist. Zunächst mal die gute Nachricht: in der südlichen Bretagne, unserem Abfahrtsort strömt es im freien Seeraum selbst bei Springzeit mit weniger als einem Knoten. Das heißt, dass wir im freien Seeraum die Strömungen zwar kennen sollten, sie uns aber nicht sonderlich beeinträchtigen werden.

Aber Achtung: dies gilt nur im freien Seeraum! Um Kaps herum, in Durchfahrten und in der Nähe vom Land sieht das anders aus.

Wie finden wir nun die Stromstärke? Zum einen natürlich wieder im TimeZero Navigationsprogramm. Wie schon öfter erwähnt dürfen wir uns aber nicht ausschließlich darauf verlassen sondern sollten das auch mit den nautischen Unterlagen bestimmen können. Dazu gibt es auf unseren Yachten Stromatlanten und auch im Bloc Marine sind die wichtigsten Auszüge daraus abgebildet.

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Dies ist ein Ausschnitt des Strömungsatlas in der Baie de Quiberon mit unserem Ausgangshafen Le Crouesty (direkt neben Port Navalo). Wir sehen zunächst, dass sich diese Strömungen auf einen gewissen Zeitpunkt der Gezeit beziehen, hier nämlich auf 4 Stunden nach (apres) Hochwasser (Pleine Mer, PM) am Bezugsort Port Navalo. Von diesen Karten gibt es insgesamt 13 (von 6 h vor (avant) Hochwasser dann jede Stunde bis 6h nach Hochwasser). Und diese 13 Karten gibt es jeweils für alle Gebiete.

Die Strömungsrichtung kann man an der Richtung der Pfeile erkennen, die Stromstärke an der Dicke der Pfeile. Daneben kann man die Stromstärke auch an den Zahlen erkennen, die über den Pfeilen stehen. Jetzt die schlechte Nachricht für alle älteren Semester: die Zahlen sind wirklich klein geschrieben, und schon mit normaler Sehkraft ist es schwierig sie zu lesen. Übermüdet, mit Salzwasser in den Augen oder im Schummerlicht der Kabine sind sie nicht zu entziffern. Deshalb mein Rat: nehmt bitte ein Lupe mit, z.B. eine Zeitungsleselupe für ältere Leute. Sieht zwar blöd aus  man ist aber definitiv dankbar die Zahlen lesen zu können ;-).

Die Zahlen geben die Strömungsgeschwindigkeit in Zehntelknoten an. Die ersten beiden bei Springzeit (vive eau, VE, coefficient 95), die letzten beiden bei Nippzeit (mort eau, ME, coefficient 45). 1712 zum Beispiel heißt, dass bei coefficient 95 mit 1,7 kn strömt, und bei coefficient 45 mit 1,2 kn .

Hier noch weitere der 13 Strömungskarten der baie de Quiberon:

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Nach diesen theoretischen Abhandlungen, nun zur heutigen Aufgabe, deren Schwierigkeitsgrad wieder etwas höher ist:

Der Katamaran Outremer 55 ankert am 31. 8. 2019 in der westlichsten Bucht der Insel Houat. Der Smut möchte mit dem Beiboot (l’annexe) an der Nördlichen Spitze vorbei nach Port Navalo fahren, weil er für das Frühstück noch dringend Eier einkaufen muss. Unser Smut ist vorsichtig geworden, seit er sich beim Grillen während des Trockenfallens nasse Füße geholt hat, und er seit dem unter Fußpilz leidet ;-). Er möchte deshalb einen Leichtmatrosen mitnehmen, der ihm im Falle eines Motorausfalls pullend weiterbewegen kann. Um 10.30 Uhr möchte er von der ankernden Yacht losfahren, sieht aber durch das Fernglas, dass es an der Nordwestlichen Spitze von Houat ordentlich strömt, und zwar entgegen seiner beabsichtigten Fahrtrichtung. Trotzdem möchte der Smut der tollen Besatzung Rühreier zum Frühstück machen. Er fragt den Navi: „Wie stark muss denn der Leichtmatrose mindestens pullen können, damit wir bei einem Motorausfall mit dem Beiboot in der Strömung nordwestlich von Houat nicht abtreiben?

Für richtige Antworten gibt’s wieder einen Bretagnestern, für kreative noch einen obendrauf. Die Tideninfos wie immer aus maree.info.

Nur zu traut Euch, ich hoffe auf rege Beteiligung im blog.

Herzlichst Euer Hägar

Flut- und Ebbstrom

Liebe Tidenenthusiasten,

die beiden Antworten zu der letzten Frage waren natürlich richtig. Neben Sara darf sich auch Karsten einen Bretagnestern auf die Schulterklappen heften. Heute fangen wir mal mit den Strömungen an. Die Tidenströmungen entstehen, weil ja das steigende Wasser irgendwo herkommen muss, bzw. das fallende Wasser irgendwohin fließen muss (oder anders herum, je nach dem wie man das mit der Henne und dem Ei so sieht).  Man unterscheidet zwischen generellen Strömungen und lokalen Strömungen, die von den generellen deutlich abweichen können. Zu den generellen Strömungen eine kleine Animation aus dem Timezero Navigator Navigationsprogramm, die zunächst mal den Flutstrom anzeigt. Man erkennt das an den gelben Balken, die steigen.

[wpvideo juQJ7xbN]

Wir können also festhalten, dass das Wasser aus dem dritten Quadranten kommt, also aus Süden über Südwest nach West. Übersetzt in Stromrichtungen (bei der Strömung wird im Gegensatz zum Wind die Richtung angegeben wohin das Wasser fließt und nicht woher es kommt!) heißt das:

Der Flutstrom verursacht in der Südbretagne Nord-, über Nordost- bis zu Ostströme. Das ist wichtig für die zukünftigen Planungen.

Anders sieht es beim Ebbstrom aus. der fließt zuerst nach Süden und geht über Süd West nach Westen über. D.H. die generelle Strömungsrichtung ändert sich im Uhrzeigersinn mit der Tide.

Nun zur heutigen Aufgabe: In welche Richtung versetzt uns der generelle Tidenstrom am Tag unseres Törnstarts (24.8.2019) in der Südbretagne, wenn wir so gegen 14.00 Uhr loskommen? Und wie sieht’s am Törnende, am 6.9. aus, wenn wir unseren letzten Schlag so um 8.00 Uhr starten?

Viel Spass, Euer Hägar

 

 

Ebbe (Ablaufendes Wasser)

Liebe Freunde, die Rodaan ist im Wasser, das Regatta- und Gennakertraining absolviert und ich bin wieder aus Washington zurück. Deshalb habt ihr so lange keinen Beitrag im Blog mehr gefunden.

Die letzte Aufgabe war auch etwas tricky, darum gab es wohl auch einen regen Kommentarverkehr mit Berechnungen und Tips. Das ist prima, denn gemeinsam kann man seine Kompetenzen am besten erweitern. Die richtige Antwort war: der Smut hat ca. 2 h Zeit nach Meeresfrüchten zu suchen, da der Kat ca. 4,5 h hoch und trocken liegt. Es scheint also ein tolles Menü zu werden ;-).

Der FCI hat noch eine graphische Methode gefunden, wie man das ermitteln kann:

Trockenfallen zeichnerisch

= 3,27m
abzüglich Tiefgang:
=2,51m

2. Zeiten für 2,51 Tidenhöhe:

Trockenfallen zeichnerisch 2

Das sind also die offiziellen Daten aus maree.info. Man sieht also, dass die genauere Rechnung mit der 12er Regel ziemlich trifft, wenn die Tidenkurve wie hier nahezu sinusförmig ist.

Den Überblick über die Bretagnesterne habe ich verloren, fühlt Euch alle mit Sternen bedacht.

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Hier noch ein Bild eines trockengefallenen Plattbodenschiffs in der Waddenzee vom letzten Jahr. Man erkennt schön, dass sich das Wasser schon bis zum Heck zurückgezogen hat, der Smut über die Leiter trockenen Fusses aussteigen konnte und er schon den Grill auf der Grolsch-Bierkiste aufgebaut hat. Wahrscheinlich ist er gerade beim Austernsuchen….

Ob wir mit dem Katamaran wirklich trockenfallen werden, wird sich zeigen, das hängt von vielen Dingen ab (z.B. Wetter, Untergrund, wann schwimmt man wieder, Ruderblattaufhängung, Loggeeinbauort…). Die Übung war trotzdem wichtig, zeigt sie doch dass man ziemlich lange festsitzt, wenn man bei ablaufendem Wasser, also bei Ebbe (le jusant, la maree decendante), aufsitzt. Man muss unter Umständen recht lange warten muss bis man wieder schwimmt. In unserem Fall erreicht das Wasser den Kat so um halb fünf, und frühestens um 17.00 Uhr schwimmt er, und man kommt wieder frei. Das heißt man saß 6,5 Stunden fest. Das ist prima bei schönem Wetter, wenn man Grillgut dabei hat, und wenn man sich das geplant hat.

Blöder ist es wenn es unabsichtlich passiert. Man versucht in Tidengewässern nach Möglichkeit mit dem Strom zu fahren, d.h. der Strom schiebt mit. In vielen Kanälen und Durchfahrten kann der Strom durchaus mit 2-4 kn fließen. Um die Geschwindigkeit über Grund zu ermitteln muss man dann noch die Geschwindigkeit durchs Wasser dazuzählen, so dass man durchaus FüG von 8-12 kn erzielen kann. In engen und gewundenen Fahrwassern ist das ganz schön schnell, und die Tonnen fliegen nur so vorbei. Macht der Navi oder der Steuermann nun einen Fehler, und man kommt vom Fahrwasser ab, läuft man auf. Bei dieser Geschwindigkeit über Grund wird das Schiff so weit auf die Sandbank geschoben und/oder der Kiel gräbt sich so tief in den Sand, dass ein loskommen kaum mehr möglich ist. Selbst sofortiges Rückwärtsfahren mit dem Motor reicht oft nicht aus, wenn z.B. der Wind noch in die Segel drückt. Birgt man zuerst die Segel, ist Zeit vergangen, und das Wasser ist weiter gefallen. Man kommt also erst recht nicht los. Jetzt sitzt man fest und man muss den Rest der Ebbe und die gleiche Flutzeit abwarten bis man wieder schwimmt. Das kann sehr lange dauern und evtl. ist es bis dahin Nacht, das Wetter hat sich verschlechtert, oder man hat keinen Proviant mehr. Also, man sollte bei ablaufendem Wasser in Kanälen, Durchfahrten und in der Nähe der Küste sehr sorgfältig und aufmerksam navigieren, am besten zu zweit. Ansonsten kann das sehr lange dauern bis man sein angestrebtes Ziel erreicht.

Bei Flut sieht das ganze deutlich entspannter aus. Wenn man da aufsitzt muss man nur eine gewisse Zeit warten, bis das auflaufende Wasser einem wieder Manövriermöglichkeiten gibt. Diese Taktik wird sogar aktiv angewendet. Wenn man in der Niederländischen Waddenzee z.B. von Ameland nach Lauwersoog will muss man über 3 Wantijs (das sind Wattenhochs, keine fernöstlichen Teigvorspeisen;-)) fahren. Hierzu gibt es nur ein sehr enges Zeitfenster. Um dieses optimal ausnutzen zu können, fährt man den ersten Wantij etwas vor der errechneten möglichen Durchfahrtszeit an, und fährt so lange bis man aufsitzt. Dies sollte man natürlich am Rande der Fahrrinne machen, denn es gibt ja auch Boote mit geringerem Tiefgang, die jetzt schon passieren können. Die Skipper derselben wären sehr sauer wenn man die Fahrrinne komplett blockieren würde. Dann wartet man ab, bis die Flut das Schiff wieder schwimmen lässt, und man „schrubbert“ über den ersten wantij um ein möglichst langes Zeitfenster für die weiteren Wantijs zu haben. Der FCI und die Tati erinnern sich sicherlich an diverse Fahrten mit dieser Taktik, die für einen „Nichtwaddensegler“ etwas befremdlich daherkommt.

Nun zur heutigen Aufgabe, diesmal ohne Rechnen:

Was ist denn der Unterschied zwischen Auflaufen, Trockenfallen und Stranden?

Die originellsten Erklärungen bekommen einen imaginären Bretagnestern auf die Schulterklappen.

Bleibt und gewogen, Euer Hägar

Trockenfallen

So, liebe Tidenenthusiasten,

die letzte Aufgabe war schon etwas tricky. Trotzdem haben wir eine neue Mitstreiterin gefunden, die sich in die Berechnungen eingefuchst hat. Herzlich willkommen im Club, Carla. Und gleich einen goldenen Bretagnestern für die imaginären Schulterklappen abgeräumt für die richtige Berechnung. Respekt. Ausserdem gibt’s noch nen bronzenen Stern für die Lösung der ersten Aufgabe.

Respekt auch für Karsten und Flori, die sich sehr in die Berechnungen reingehängt haben und auch auf die richtige Lösung gekommen sind. Toll, wie Vater und Sohn zusammenarbeiten. Das ist genau der Geist den wir gemeinsam als Team im Törn aufbauen wollen. Dafür gibt es 2 Goldene Sterne für Euch zwei (Auf Euren breiten Schultern wäre ja noch viel Platz ;-)).

So jetzt noch was zur Aufgabe. Insbesondere die Bestimmung des Alters der Tide (also ob es Spring-, Nipp- oder Mittzeit ist) hat etwas Schwierigkeiten bereitet. Deshalb möchte ich zunächst darauf nochmal eingehen. Die Bestimmung bezüglich der Mondphasen ist im Prinzip richtig, allerdings gibt es manchmal sogenannte Springverspätungen von einem oder 1,5 Tagen. Das höchste Springhochwasser ist dann 1-2 Tage nach dem Voll- beziehungsweise Neumond. Warum das so ist weiß ich allerdings auch nicht so genau.

Ich schaue mir deshalb immer die coefficients an, denn die geben an welches Tidenalter gerade herrscht. Hier nochmal die genaue Zuordnung der coefficients aus unserem Blog Marine:

  • 120: vive-eau exceptionelle (exzeptionelle Springzeit)
  • 95 : vive eau moyenne (mittlere Springzeit)
  • 70 : maree moyenne (Mittzeit)
  • 45 : morte-eau moyenne (mittlere Nippzeit)
  • 20 : morte-eau exceptionelle (exzeptionelle Nippzeit)

Die Farben in den Tidentabellen sind entsprechend den coefficients angegeben:

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Zuordnung der Farben zu den Tidenkoeffizienten

Wenn ihr Euch die Farben dann nochmal anschaut sieht man, dass am 16.12. 2018 zwischen 31-40 und am 17.12.2018 zwischen 41-50 war. D.h. es war Nippzeit.

Um festzustellen welches Alter die Gezeit hat, schaue ich deshalb zunächst im blog marine, im Navigationsprogramm oder im Internet welcher Koeffizient am besagten Tag herrscht. Damit erspare ich mir feststellen zu müssen welche Mondphase herrscht und ob es ggf eine Springverspätung gibt.

Soweit so gut, bevor wir im nächsten Kapitel mit den Strömungen und der Stromnavigation beginnen, möchte ich heute die „Königsdisziplin“ der Tidenhöhenberechnung mit Euch diskutieren, nämlich das Trockenfallen. „Trockenfallen“ bedeutet im Unterschied zu „Aufsetzten“ oder „Stranden“, dass man das Boot wunschgemäß zu einer im Vorfeld berechneten Zeit auf eine sicher Sandbank langsam aufsetzt. Das macht man am besten 2-4 Stunden nach Hochwasser (das hängt vom Tidenhub und der gewünschten Trockenfallzeit ab). Danach wartet man bis das Wasser so weit abgelaufen ist, dass man trockenen Fusses auf die Sandbank steigen kann. Wichtig ist es nun den Anker von Hand auszubringen und zwar in Richtung tieferes Wasser. Dies verhindert, dass man bei der später folgenden Flut durch die Wellen immer höher auf die Sandbank versetzt wird.

Nach der Niedrigwasserzeit sollte man sich dann nicht mehr weit vom Schiff entfernen, denn dann kommt das Wasser wieder recht schnell. Wenn das Wasser dann wider das Schiff erreicht wartet man ab bis das Schiff wieder schwimmt, holt den Anker wieder rein und fährt in Richtung tiefes Wasser los. Ein paar Dinge sind allerdings zu berücksichtigen. Zuerst einmal muss das Schiff natürlich trockenfalltauglich sein. Also ein Katamaran, ein Kimmkieler, ein Hubkieler oder ein Plattbodenschiff. Kleinere Kielyachten (< 8m) können auch mit Wattstützen trockenfallen. Diese sollen verhindern, dass die Yacht bei Niedrigwasser auf der Seite liegt. Zudem sollte das Unterwasserschiff zum trockenfallen geeignet sein, also z.B. das Ruderblatt aufholbar oder stabil genug, Die Schiffsschraube geschützt und die Logge ausbaubar. Weiterhin ist der Trockenfallplatz sorgfältig auszusuchen. Er sollte einen einigermaßen ebenen Grund haben und aus Sand oder Schlick bestehen. Die Info dazu ist in der Seekarte, und sofort nach dem geplanten aufsitzen wird mit dem Bootshaken der Untergrund und die Tiefe rings um das Schiff untersucht, um evtl den Platz nochmal zu verlassen. Außerdem sollten sich in dem Gebiet auch keine Steine oder Felsen befinden.

Kurz nach dem Aufsitzen lässt man die Schraube einige Sekunden im Vorwärtsgang laufen, um das Ruder frei zu spülen, und einige Sekunden im Rückwärtsgang, um die Auflagefläche des Rumpfes zu ebnen. Wichtig ist natürlich auch eine gute Wetterprognose zu haben, da man während der Trockenfallzeit keinerlei Möglichkeiten hat wieder wegzukommen. Der Trockenfallplatz sollte auch vor Wellen geschützt sein auch sollte man dabei vorbeifahrende größere Schiffe berücksichtigen.

So, nun zur heutigen Aufgabe. Da das Trockenfallen zur Königsdisziplin gehört, ist sie heute etwas kniffliger. Wenn ihr aber den blog aufmerksam verfolgt habt, und die Übungen gemacht habt, kann es machbar sein.

Am 2.Juni 2018 um 10.30 Uhr befindet sich der Katamaran Outremer 55 in der Nähe von Le Palais auf der Belle Ile. Der Smutje hat gute Laune, weil er mit einer tollen Crew unterwegs ist und möchte deshalb heute etwas besonderes bieten: Grillen auf dem Meeresboden. Deshalb bittet er den Skipper den Kat auf der vor ihm liegenden Sandbank aufzusetzen, das dieser auch unverzüglich macht. Der Smut möchte die Crew aber noch mehr verwöhnen und vor dem Grillen noch Austern als Vorspeise sammeln. Der Smut geht zum Navigator und fragt ihn: „Ich brauche zum Aufbauen des Grills, Zum Grillen, zum Essen und später zum Abbauen des Grills ca. 2,5 h. Wie lange habe ich vor dem Grillen noch Zeit um nach Fruits de Mer zu suchen? Ich mag aber keine nassen Füße und will erst von Bord gehen, wenn das Wasser neben dem Schiff komplett weg ist, und ich möchte wieder an Bord gehen, bevor die Flut mir nasse Füße macht.“ Was kann der Navi dem Smut sagen.

Ich hoffe, dass alle Infos, die ihr braucht in den vorherigen Blogs sind (Schiffsdaten, Gezeitenverschiebung zu Port Navalo, 12er Regel).

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Gezeiten Port Navalo

Nun zu, traut Euch, Euer Hägar