Durchfahrten (les passages)

Hallo liebe Urlaubsvorfreudehabende,

nur noch 25 Tage und der Rest von heute bis zum Vorabendtreff beim Weingut Barth. Ich kann es kaum erwarten.

Danke an Bernd für die guten und richtigen Berechnungen und an Karsten für die wie immer überraschenden und kreativen Einfälle, wenn es um das Auffüllen der Biervorräte geht. Es wäre also in der Tat besser die Biervorräte schon am Vorabend oder nachts aufzufüllen (super recherchiert von Karsten), denn morgens wäre das zu knapp, wie Bernd richtigerweise erläutert hat. Falls da beim Ablegen oder beim Einkaufen was dazwischenkäme, wäre man bei starkem Strom von hinten im Canal de Batz, und würde diesen engen und gewundenen Kanal mit hoher Geschwindigkeit über Grund passieren müssen. Das sollte man vermeiden. Wie Karsten schon angemerkt hat, sind ein paar Minuten hin oder her immer drin, so genau sind die Berechnungen der Ozeanographen auch nicht. Zumal es ja auch noch Wetter und Windeinflüsse gibt. Also immer Sicherheitsreserven einbeziehen…..

Heute wollen wir uns nochmal der Südbretagne annehmen. In einem vorhergehenden Blogbeitrag habe ich ja erwähnt, dass die Strömungen in der Südbretagne eher gering sind (oft weit unter einem Knoten) und man sie deshalb eher von untergeordneter Bedeutung für die Routenplanung sind. Dabei gibt es aber Ausnahmen, die wir heute behandeln wollen. Zum Einen gibt es in der Südbretagne viele Häfen in Flußläufen, in denen nahezu immer Strom steht, wie z.B. in Benodet. Die Hafenhandbücher warnen auch vor starken Strömungen dort.

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Hier sollte man ebenfalls versuchen bei Stillwasser ein- und auszulaufen, ansonsten kann man ganz schön ins Schwitzen kommen wenn die Tonnen entweder ganz langsam (bei Gegenstrom) oder ganz schnell (bei Strom von hinten) an einem vorbeiziehen.

Neben den Häfen in Flußläufen gibt es noch einige Durchfahrten (passages) in denen viel Strom steht. Die wichtigsten habe ich auf dem Übersegler mal markiert.

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Der Raz du Sein wird auch das „Kap Hoorn von Europa“ genannt, da hier starke Strömungen oft auf heftige Winde treffen (auch wenn bei unseren Passagen es jeweils nur schwach windig war). Im Eingang vom Golf de Morbihan stehen bis zu 9 kn Strom. Da brodelt es manchmal wie in einem Gebirgsbach. Hier heißt es insbesondere für die Crew der First gut aufzupassen, da ihr Abfahrtshafen zwar ausserhalb des Eingangstores liegt, die Strömungen aber schon noch bemerkbar sind. Als wir vor 3 Jahren hier mal bei starkem Ebbstrom eingelaufen sind, mussten wir 45 Grad vorhalten, um den Eingang zur Fahrwasserrinne zu treffen. Peilung, Peilung Peilung…..

Der Chenal de Four (Ofenkanal) hat auch starke Strömungen, durch die vorgelagerte Ile de Quessant ist es aber etwas geschützter. Durch La Teignouse müssen wir schon am ersten oder zweiten Tag durch, wenn wir nach Nordwesten wollen. Die Strömungen sind bemerkbar aber auch nicht besonders stark, und bei wenig Wind baut sich auch keine Welle auf. Jeder von den Skippern ist da aber schon mindestens einmal durch, das sollte machbar sein. La Pointe de Croisic ist eigentlich nur bei schlechtem Wetter gefährlich, wenn man nichts sieht und z.B. Strom gegen Wind steht.

Die beste Strategie für die Durchfahrten ist es bei Stillwasser (30 Min vor bis 30 Min nach der Stromkenterung) durchzufahren. Und idealer Weise so, dass man bei der Einfahrt in die passage zunächst Gegenstrom und bei der Ausfahrt Strom von hinten hat. Das hat mehrere Vorteile:

  • So sind zum einen die Stromgeschwindigkeiten gering und es gibt nur leichte Verwirbelungen
  • falls man sich aus irgendeinem Grund verspätet oder man bekommt ein technisches Problem wird man in die richtige Richtung „gespült“
  • „Wind gegen Strom“ mit entsprechend grobem Seegang kann nicht auftreten, weil ja kein Strom steht.

In den meisten Fällen ist das unkritisch, wenn gute Sicht herrscht, nur wenig Wind und petit coefficient (morte eau, Nippzeit) herrscht, kann man eigentlich immer durch (wenngleich es unklug ist gegen den Strom zu fahren). Wenn die Bedingungen aber nicht optimal sind, sollte man schon wissen, wann man idealer Weise durchfährt.

So auch die heutige Aufgabe. Am Sonntag morgen den 25.8. 2019 liegt die Flottille der 3 StSG Schiffe im Hafen von Port Haliguen. Die Segler wollen an diesem Tag durch die Passage La Teignouse und weiter nach Nordwesten segeln. Der Eingang der passage La Teignouse wird durch den Leuchtturm „La Teignouse“ markiert. Die Windvorhersage ist West bis Südwest 5 bis 6. Wie lässt sich die nautische Situation beschreiben? Wie sieht der ideale Törnplan an diesem Morgen aus?

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So, ich zähle schon die Tage bis es losgeht. Lasst Euch nicht zu viel Zeit für die Beantwortung der Aufgabe, sonst reicht es vor dem Törnbeginn nicht mehr für den Raz du Sein.

Bis bald Euer Hägar