Zwei Monate gehen zu Ende

Liebe FreundInnen in aller Welt,

zwei tolle Monate auf dem Atlantik gehen zu Ende. Es wurde coronabedingt zwar kein „Rund-Irland-Törn“ aber auch die „Tour de France“ war ganz große Klasse. Wir sind insgesamt 1600 sm gesegelt und haben in über 40 Häfen und Ankerbuchten festgemacht. Das Schönste aber waren die Menschen, die mit gesegelt sind und die sich alle zu wundervollen Crews zusammengefunden haben. Ich denke, dass sich hier einige Freundschaften gebildet haben, die auch noch länger Bestand haben werden. Alle 34 Mitsegler sind wohlbehalten wieder zu Hause angekommen. Trotz des mitunter rauen und sehr anspruchsvollen Seereviers gab es außer ein paar kleineren Blessuren keine ernstzunehmenden Verletzungen. Das gleiche gilt für das Schiff, unsere Belle Ile. Wir konnten den Törn also sehr sicher durchführen.

Ein wenig Statistik:

1600 Seemeilen Gesamtstrecke, davon 75% unter Segel, 25% unter Motor (wegen wenig Wind oder weil die Tide stark gegen uns stand)

42 Häfen und Ankerbuchten, in 28 davon war auch ich noch nicht gewesen. 4 Nachtschläge mit jeweils ca. 110 sm und Nachtansteuerungen des Hafens. Die größten Städte waren Le Havre, Cherbourg, St Malo, Brest, und La Rochelle. Insgesamt haben wir 10 Inseln besucht (Quessant, Glenans, Groix, Ré, Aix, Oleran, Yeu, Houat, Moins, Arz). Die Ile de Ré wird von allen Reiseführern immer als eine der schönsten bezeichnet. M.E. ist das aber übertrieben. Die anderen haben mir persönlich deutlich besser gefallen. Wir sind 11 mal durch Tidentore gesegelt, bei denen man nur zu bestimmten Zeiten durchfahren kann (Teignouse, Raz de Sein, Chenal de Four, Alderney Race, Chenal de Batz, Passage de Fromveur, Golfe de Morbihan). Zweimal sind wir in Flussmündungen gefahren, bis zu 15sm landeinwärts. Insgesamt haben wir 3 Brücken unterquert waren in 3 Schleussen (Ouistreham, St Malo, Paimpol) und in einem Häfen mit einem Tidentor (St Vaast la Hague) und mehreren Häfen mit einer Barre, die nur bei Hochwasser überfahren werden konnte.

Um die 70% der Zeit waren es 4 bft oder weniger, 15% gab es 5 bft, 6 bft gab es in 10% der Zeit und in 5% gab es 7 oder 8 bft (an diesen Tagen waren wir aber in den Häfen). An insgesamt 6 Tagen mussten wir wegen Starkwind und Sturm im Hafen bleiben, aber die Wettervorhersagen waren so gut, dass wir uns immer schöne und attraktive Plätze zum Abwettern aussuchen und interessante Touren an Land unternehmen konnten. Den Spi konnten wir in ca. 15% der Segelzeit setzen, häufig waren wir aber am Wind unterwegs.

Die höchste Wellenhöhe waren 3,5 m Atlantikdünung, die höchste Windgeschwindigkeit in einer Bö waren 33kn, und die höchste Bootsgeschwindigkeit waren 14 kn. Die größte Strömungsgeschwindigkeit waren 6 kn im Alderney Race und der höchste Tidenhub waren 11m in St Malo. Die kritischste See gab es in der Passage de Fromveur, als die See bei Wind gegen Strom regelrecht kochte, mit steilen Brechern und tosenden Wirbeln. So richtig seekrank war niemand, wenngleich es dem Einen oder der Anderen schon ab und zu mal etwas flau im Magen war. An zwei Tagen hatten wir erheblichen Seenebel, der uns alles an navigatorischen Fähigkeiten abverlangte. Einige Male hatten wir Kontakt mit der Großschifffahrt, mit Lotsen und mit dem Zoll.

Zwei mal sind wir in Häfen trockengefallen, 6 mal lagen wir vor Anker, 3 mal an einer Boje, 2 mal waren wir mit dem breiten Kat in einer Box und 2 mal lagen wir an einem anderen Schiff längsseits. In allen Häfen, die wir uns ausgesucht hatten konnten wir auch festmachen, die Hafenmeister haben immer alles getan, um unsere Belle Ile unterzubringen. Das war wirklich große Klasse, französisch sollte man aber sprechen. Die Hafengebühren waren zwischen 40€ und 110 € im Mittel so um die 70€.

Fische, Krebse, Muscheln, Seeschnecken, Crevetten und Austern gab es sehr oft, in jedem Hafen gab es eine Poissonerie oder einen Fischmarkt. Unsere Zubereitungs- und Esskompetenzen was Meeresgetier anbelangt haben sich sehr erweitert. Im Norden haben uns sehr häufig Delfine über mehrere Minuten begleitet, dicht vor dem Bug ihre schwimmerischen Kunststücke durchführend. Im Hafen von der Ile d’Yeu hat sogar ein großer 4m langer Tümmler eine halbe Stunde direkt zwischen unseren Rümpfen geschlafen. Zuvor hatte er mit seinen Delphingesängen vergeblich versucht ein an Davits hängendes graues Schlauchboot zu bezirzen.

Der Nördlichste Punkt war Cherbourg, der Östlichste Le Havre, der Westlichste Ile de Quessant und der Südlichste war Rochefort und bei zwei Etappen haben wir den Nullmeridian überquert.

Das Abenteuer ist jetzt zu Ende, die Eindrücke werden aber noch sehr lange Zeit in unseren Köpfen und Gedanken aller Dabeigewesenen bleiben. Es war mir eine große Freude und Ehre Euch als Skipper gedient zu haben und es hat sehr viel Spaß gemacht mit Euch zusammen das große Abenteuer zu bestehen. Alle Crews waren tolle Teams und nur gemeinsam kann man die vielen Herausforderungen in diesem anspruchsvollen Revier meistern. Vielen Dank für Eure immer währende Bereitschaft das Passage Planning und das Piloting zu machen, den Spi zu setzen, die Mahlzeiten zuzubereiten, abzuspülen, die Leinen zu legen, das Schiff abzufendern, zu steuern, Ausguck zu gehen, das Schiff abfahrtbereit zu machen, Nacht- und Ankerwachen zu gehen, Kaffee zu kochen, Einzukaufen, Getränke schleppen, Wasserbunkern, Beschläge schmieren, Elektronik einrichten, das Schiff zu reinigen, Wenden und Halsen zu fahren, das Groß zu setzen, die Maschinen zu überprüfen, den Wein kalt zu stellen, den Anlegeschluck vorzubereiten, Frühstück vorzubereiten, Brote zu schmieren, das Logbuch führen und was es so alles noch zu tun gab. Auch die tollen Gespräche und Diskussionen am Abend oder bei ruhigeren Passagen werde ich sehr vermissen. Es war nie langweilig oder ermüdend, ich hätte noch länger weitermachen können. Auf ein Neues, vielleicht können wir die Irland-Tour ja irgendwann mal nachholen.

Euer Skipper Hägar und die ganze Bretagniers Crew

P.S. Es gibt noch einiges Filmmaterial, das wir wohl so nach und nach in den Blog stellen werden.

Schwedischer Schärengarten

Gestern und Heute sind wir im Golfe de Morbihan. Das ist ein abgeschlossenes Gebiet mit 50 Inseln das nur durch einen engen Kanal mit dem Atlantik verbunden ist. In diesem Kanal herrschen natürlich sehr starke Strömungen bis 7 kn bei Flut oder Ebbe, und man tut gut daran, möglichst bei Stillwasser dort durchzufahren. Zwischen den Inseln gibt es viele Steine und Untiefen, die gut betonnt sind und man muss eng gewundenen Fahrwassern ebenfalls mit Strömungen folgen.

Es sieht etwas so aus wie die Schwedischen Schärengärten und Beate hat uns souverän durch das Labyrinth gelotst.

Gestern lagen wir in dem umtriebigen Hafen bei der Ile aux Moins (Mönchsinsel) an einem Steg, der keine Verbindung zum Land hatte, aber eine Bootstaxihaltestelle. Dort fuhren permanent kostenlose Hafenschlauchboote ans Ufer, mit jungen Burschen uns toughen Frauen als „Kapitäne“. Linus war ganz neidisch und würde dies auch gerne als Ferienjob machen. In dem kleinen Dörfchen gab es romantische kleine Gässchen und idyllische Steinhäuser mit verträumten Gärten.

Heute haben wir das Kontrastprogramm zu dem belebten Hafen gewählt und sind vor der Ile d’Arz geankert, in einer lauschigen Bucht vor einem Sandstrand. Bei Niedrigwasser konnten wir auf dem Anker stehen, da es nur noch 1,4m Wassertiefe hat und mit den Zehen erkunden, dass sich der Anker in den schlammigen Untergrund eingegraben hat. Wir haben also den geringen Tiefgang der Belle Ile ausgenutzt und sind weit in die Bucht hineingefahren. Jetzt genießen wir die friedliche Abendstimmung, werden ein letztes mal kochen und dann noch die restlichen Weinvorräte vernichten (wir lassen uns überraschen wieviel das noch ist)

Morgen geht es dann zurück nach Trinité sur mer, unseren Ausgangshafen, wo Ingrid und Jürgen uns empfangen und uns quasi die letzten Leinen annehmen. Acht Wochen Abenteuer mit tollen Vereinsfreunden und unzähligen spannenden, lustigen und aufregenden Momenten gehen dann zu Ende.

Vielen Dank für Eure Treue und die zahlreichen Kommentare, die immer von der Crew freudig aufgenommen wurden.

Eure Bretagniers

Wattwanderung

Mittlerweile sind wir wieder in der Baie de Quiberon, nahe unserem Ausgangspunkt angekommen und ankern heute vor der Insel Houat (gesprochen wie das Deutsche „Watt“) in einer traumhaften Bucht mit türkisblauem Wasser und mit einem hellglänzenden Sandstrand.

Die Insel ist einfach schön. In dem kleinen Dörfchen mit einem schnuckeligen Hafen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Kein Auto, kein Lärm nur kleine Gässchen mit sorglos dahinschlendernden Menschen. Einfach entspannend. Die Bars/Brasseries sind so liebevoll authentisch, dass man hier einfach nur bleiben will.

Das Ablegen und die Überfahrt waren heute, abgesehen von einer Regenbö mit 28 kn Wind, unauffällig. Das Reffen funktioniert jetzt auch sehr flott, so dass wir eine sichere Reise hatten. Joachim und Gudrun kochen heute den in La Turballe frisch gekauften Fisch. Der große Fisch scheint ein Raubfisch zu sein, fanden sich in seinem Magen doch tatsächlich noch ganze Sardinen. Joachim, unser Bordarzt hat allerdings von der Zubereitung der schon einmal verspeisten Sardinen abgesehen und sie den Möwen verfüttert. Diesen hat es aber geschmeckt…..

Hier noch ein paar Eindrücke von der Insel und unserer lauschigen Ankerbucht.

Das Sturmtief über Irland, das uns die letzten Tage doch schwer beschäftigt hat, hat sich jetzt endgültig verdünnisiert, und wir schauen windarmeren Tagen entgegen. Morgen wollen wir den Sprung in den Golf de Morbihan wagen. Das wird auch wieder sehr spannend, herrsche doch an dessen Eingang Gezeitenströme bis zu 7 kn.

Wir werden berichten.

Bleibt uns treu, Eure Bretagniers auf den letzten Tagen der Expedition.

Blockbuster im Hafenkino

Heute Morgen wurden wir unfreiwillig zu den Hauptfiguren im Hafenkino. Gestern Abend legte noch eine Janneau 401 mit einer eher unerfahrenen Crew und einem für diese Gewässer ebenso recht unbedarften Skipper an. Das Anlegen war zwar ohne Schrammen, weil die StSG Crew sie selbstverständlich gehalten hat, aber mit 2 oder 3 Fendern und ohne vorbereitete Leinen war es doch etwas abenteuerlich. Heute morgen wollten wir gegen den mit 5 bft von schräg vorne ablandig wehenden Wind vorwärts rausfahren, und die Franzosen wollten wieder direkt an die holländische Stahlyacht längsseits gehen. Um nicht komplett ablegen zu müssen legte der Französische Skipper eine lange Leine hinter unser Achterschiff zur Holländischen Motoryacht, um sich nach unserer Abfahrt direkt ranziehen zu können. Wir haben ihm eingebläut die Leine ja nicht ins Wasser fallen zu lassen, da ja dort unsere Schrauben für den notwendigen Antrieb sorgten. Zur Sicherheit stand Jette auch noch mit dem Bootshaken bereit. Wir wähnten uns gut für das Manöver gerüstet, haben allerdings die vollkommene Unbedarftheit der restlichen Crew unserer französischen Freunde nicht berücksichtigt. Die kurze Achterleine, die zu unserem Boot lief wäre eigentlich recht einfach und ohne Probleme zu lösen gewesen, hätte man das kurze Ende durchgezogen. Die Helden haben aber das lange Ende einfach ins Wasser geworfen, das sich natürlich prompt in unsere BB Schraube wickelte und den Motor blockierte. Wir hatte gerade unsere Leinen los, hingen noch an der Achterleine in der Schraube und einer weiteren Leine halblebig am Franzosen, und das ganze unstabile Päckchen trieb quer im Hafen, bedenklich nahe an die gegenüberliegenden und hinter uns liegenden Yachten. Nur mit der StB Maschine konnten wir unser Schiff nicht halten und drehten immer näher an die anderen. Durch das laute Rufen ind Französisch Deutsch und Niederländisch geweckt, rannten alle umliegenden Besatzungen auf ihren Decks herum, verzweifelt versuchend das unkontrollierte Päckchen irgendwie abzufendern, falls es zu nahe käme. Jetzt war guter Rat teuer. In den hinteren Windungen meines Gedächnisses fiel mir aber ein Manöver ein, das eine holländische Plattbodenschifferin vor Jahren mal mit uns in Edam durchgeführt hat. Sie drehte ihr Plattboden festvertäut zusammen mit unserem, in dem sie beide Motoren dirigierte. (Der CI und die Älteren unter Euch erinnern sich sicher, wie wir ungläubig und bewundernd der Skipperin als mehr oder weniger Statisten zugesehen haben). Jetzt schnell ein stabiles Päckchen herstellen. Die Franzosen wussten zwar nicht ganz genau was geplant war, aber die zugeworfenen Leinen und die Gestik waren eindeutig. Dem Skipper haben wir dann auch schnell klar gemacht, dass er nach unseren Angaben vorwärts oder rückwärts viel oder wenig Gas geben soll. Ich glaube er war ganz froh (so wie wir vor Jahren bei der Holländischen Plattbodenskipperin), dass das Kommando jemand anders hatte. Wir haben also quasi den ausgefallenen BB Motor mit dem der Jeanneau ersetzt. So gelang es uns unter den Blicken des halben Hafens, nach einigem hin und her die Drehung abzufangen, das Packet zu stabilisieren und in den Wind zu stellen. Vorsichtig konnten wir uns sogar wieder der holländischen Stahlyacht nähern, und nachdem die Vorspring lag (die dieses Mal sofort belegt wurde…..) und wir wieder längsseits lagen, kam auch endlich der über Funk herbeigerufene Hafenmeister an. War halt mit halb Neun noch früh am Morgen und er war noch nicht auf seinem Patrouillenboot unterwegs gewesen.

Jetzt musste zunächst die Leine aus unserer BBSchraube. Olli bot sich gleich als Taucher an, aber die Franzosen wussten schon um den Grund, warum ihre Leine in unserer Schraube war und hatten einen Taucher auserkoren, der auch zugleich in das kühle Hafenwasser stieg. Einige Windungen bekam er von der Schraubenwelle runter, aber den Rest musste er mühsam mit dem Messer abschneiden. Nach ca. 20 Minuten waren wir wieder manövrierfähig. Unser mittlerweile aufgetauter holländischer Nachbarlieger meinte noch „dat was en heelemaal good manoever“, und wir planten das Ablegen neu. Diesmal sind die Franzosen komplett abgelegt und wir konnten dann unbehindert losfahren.

Jetzt sind wir in La Turballe, einem netten kleinen Hafen. Da Sophia unsere professionelle Schiffeverlegerin ja nicht mehr dabei ist, hat diesmal die Hafenmeisterin selbst eine Yacht verlegt, damit wir den einzigen für uns geeigneten Liegeplatz bekommen konnten. Das war echt ein toller Service, und das Städtchen ist die halbe Stunde Wartezeit vor dem Hafen wert. Auch hier wieder: die einzigartige bretonische Hilfsbereitschaft. Statt uns einfach wegzuschicken mit der Begründung der Hafen sei voll, die Extrameile gehen und eine halbe Stunde Arbeit auf sich zu nehmen. Wir sind nach wie vor beeindruckt und auch sehr dankbar.

Der Segeltag war heute dann nach anfänglichem Hack gegenan sehr schön und wir geniesen die Sonne und den Strand.

Bleibt uns gewogen, Eure Bretagniers.

Seemannschaft, mal gut, mal weniger gut

Heute möchte ich gerne zwei Erlebnisse schildern, um den Unterschied zwischen guter und weniger guter -ehrliche Leute würden „schlechte“ sagen- Seemannschaft zu erörtern. Gestern lagen wir ja ziemlich in der Hafeneinfahrt von Joinville, mit einem proppenvollen Hafen. Zu späterer Stunde ist noch ein Segler ( eine ältere Amel Maramu) mit 14 m Länge mit 2 Personen Besatzung in den Hafen eingefahren. Die Skipperin stand am Steuer und ihr Mann war etwas unbeholfen. Sie wollte an uns anlegen, und unsere Crew stand sofort auf dem StB Schwimmer parat, hat mit Fendern ausgeholfen, die Leinen angenommen, das Schiff von unserem Vornelieger abgehalten und die Leinen belegt. Die wirklich sehr kompetente Skipperin hat mir nachher berichtet, dass sie das Schiff seit drei Monaten besitzen, einen Motorschaden hatten und dass ihr Mann noch nicht so große (eher keine) Seemännischen Erfahrungen hat. Und sie hat mir ausdrücklich zu der guten Seemannschaft der Crew der Belle Ile gratuliert, insbesondere der Jungen Leute (wen immer sie damit gemeint haben könnte). Was für eine tolle Seemannschaft sie an den Tag gelegt hatten bei der unprätentiösen sofortigen Hilfe für sie beim Anlegen. Das fand sie wirklich toll.

Das Gegenteil ist uns heute untergekommen. Nach einer etwas stürmischen und aufregenden Überfahrt mit bis zu 11 kn Fahrt durchs Wasser und Böen bis 33 kn waren wir froh, dass der Hafenmeister von Pornichet uns seinen letzten Liegeplatz zugewiesen hat, längsseits an einem stählernen Motorboot von ca. 16 m Länge. Der Hafenmeister empfing uns auch gleich bei der Hafeneinfahrt mit seinem Schlauchboot, und deutete auf die Stahlyacht, an der wir festmachen sollten. Wir drehten noch, um den Bug mehr in den immer noch starken Wind zu bekommen und nahmen Kurs auf den Liegeplatz. Der Skipper der holländischen Stahlyacht kam auch gleich aus seinem Steuerhaus raus, und ich freute mich, dass schnell eine Vorspring liegen würde, die Olli dem älteren Herren zielgerichtet zuwarf. Aber was für eine böse Überraschung. Der Holländer warf die Leine zurück und sagte wir sollen hier nicht anlegen, mit der vorgeschützten Begründung, dass der Hafenmeister das nicht wollte. Wohlgemerkt, der Hafenmeister war neben uns, aber das konnte der Holländer nicht sehen. Da wir in dem Hafen durch den Wind auf einen hinter uns liegenden Trimaran vertrieben wurden, haben wir uns nicht weiter von unserem Vorhaben abbringen lassen an dem Stahlschiff anzulegen. Nachdem er noch eine zweite Leine wieder zurückgeworfen hat, haben wir kurzerhand Linus auf dem Stahldampfer abgesetzt, und unter wüsten Beschimpfungen über unsere angebliche seglerische Unfähigkeit hat sich Linus nicht abschrecken lassen, so wie es sich gehört, die Vorspring zu belegen, so dass wir zunächst mal sicher lagen. Seine Frau hat ihren holländischen Skipper dann mit mehr oder weniger Gewalt davon abgehalten unsere Leinen wieder loszumachen. Mittlerweile hat er aber mitbekommen, dass der Hafenmeister uns den Platz zugeteilt hatte und zog sich unter weiteren wüsten Beschimpfungen, diesmal auf Englisch, in sein Steuerhaus zurück. Wir haben dann unsere Leinen so weit belegt, incl. zweier Landleinen unter Mithilfe des Hafenmeisters.

Um die Situation zu deeskalieren habe ich die bewährte Pfalzweindiplomatie angewandt. Eine Flasche Wein, am Steuerhaus geklopft, mit der Frau etwas Niederländisch gepraatet unter skeptischen Blicken des Skippers, und schon war die Situation wieder etwas entspannter. Mittlerweile hat er sich beruhigt und wir haben gemeinsam die Leinen so belegt, nichts mehr quitscht und schlägt. Hätte aber auch gleich so sein können…..

Leider dient dieser Vorfall nicht unbedingt dazu meine (höchstwahrscheinlich unberechtigten) Vorurteile über Motorbootfahrer abzubauen.

Ansonsten war heute ein sehr interessanter Tag mit Wind, Atlantikdünung, hohen Geschwindigkeiten und Begegnungen mit der Großschifffahrt, incl. einer Unterhaltung mit einem Lotsenboot über Funk, das uns um einen gerade von der Reede ablegenden Dampfer herum gelotst hat. Alles in einer nüchternen, professionellen Art. Beate hat schon mehrfach angemerkt, wie sehr sie die Verbindlichkeit, das klare Sprechen in ganzen Sätzen und die Professionalität der Hafenmeister, Lotsen, Großschifffahrtsoffiziere am Funk, also aller Nautiker hier, schätzt.

Rauschefahrt in der Atlantik-Dünung.

Bleibt unserem Blog treu, wir melden uns wieder

Euer Skipper Hägar, der heute besonders stolz ist den Kindern, Neffen und Enkeln gute Seemannschaft beigebracht zu haben 😉

Sturmwarnung

Heute war ja ein Hafentag geplant, weil zum Einen, die Windrichtung für den nächsten Schlag nach NW schlecht war, und zum Anderen, noch viel wichtiger, die Ile d’Yeu wirklich schön ist. Meines Erachtens deutlich schöner als die so hochgelobte Ile de Ré. Die Südküste ist wild-romantisch und erinnert sehr an Irland. Mit dem Fahrrad oder mit dem E-Roller konnte die Insel sehr gut erkundet werden.

Hier ein paar Bilder

Heute wurde von den Törnmitgliedern die Insel erkundet. Familie Heim, Kicherer und Fock machten eine schöne Fahrradtour über die Insel. Wir erkundeten die von Hägar so genannten Todesfelsen. Danach waren wir in einer sehr leckeren Crêperie. Anschließend bewältigten wir mit unseren Holland-Rädern eine Mountain Bike Tour ähnliche Strecke. Nach dieser abenteuerlichen Radtour warfen wir uns bei gefühlten 15 Grad Außentemperatur und 18 Grad Wassertemperatur in die Fluten des Atlantik.

Abends wurde wieder einmal selbst gekocht. Fast alle Zutaten haben heut morgen Heinz, Joachim und Oliver frisch und aromatisch auf dem Wochenmarkt von Porte Joinville erstanden. Als Entree gab es die obligatorischen Crevetten mit Heinzens selbstgemachter Knoblauchmayionaise. Die danach servierten Jakobsmuscheln in Butter Petersiele Knoblauch Soße mundeten ganz köstlich. Abgerundet wurde das Ganze durch einen mediteranen Eintopf „Kabeljau an Kirschtomaten“. Unterschiedliche, korrespondierende Weine begleiten die Speisen.

Für morgen sagt der Wetterbericht „Avis de grand frais“ (Near gale warning) vorraus. deshalb bleiben wir noch nen Tag hier und sitzen das Wetter aus.

Euer Skipper Hägar

Ich bin ein Delfin holt mich hier raus!!! (oder auch nicht)

Seit fünf Tagen befindet sich die Crew 4 nun schon an Bord der Belle-Ile und der erste Delfin wurde schon gesichtet. Zwar nicht wie geplant auf See, sondern im Hafenbecken von Les Sables d’Olonnes. In einer dramatischen Rettungsaktion versuchten die Helden von der Feuerwehr unseren Freund den Flipper aus dem Hafenbecken zu locken -mehr oder weniger erfolgreich. Stupsen, locken oder rausziehen- keine dieser Maßnahmen führte zum Gelingen der Mission.

Doch dann die Wende: der Delfin ward befreit und machte sich auf seinen Weg in die Freiheit -oder wohl eher unter unsere dicke Berta.

Später erfuhren wir von den Delfinrettern, dass diese „dramatischen“ Szenen, sich seit zehn Jahren schon des Öfteren wiederholt haben und der Delfin sich daraus einen morgendlichen Spaß macht. Wer hätte das gedacht…

Nun ging unsere Reise zur Ile d’Yeu los und zwar erstmal mit zwei Stunden Motor. Zu unserem Glück kam der Wind dann doch noch und wir segelten mit guten 6-8 Knoten Richtung Insel.

Zum Abend wurden wir vom Küchenteam mit einem exzellenten Essen versorgt (Bilder folgen), sodass wir den Abend nun glücklich und gesättigt ausklingen lassen.

Die nächsten Tage werden wir aufgrund einer Sturmwarnung erstmal hier verbleiben, also freut euch morgen auf die Bilder die wir bei der Erkundungstour auf dem Fahrrad schießen werden.

Grüße von Jette, Linus & dem Rest der Crew 4

Ruderschaden

Heute hätte eigentlich ein entspannter Tag werden sollen mit leichten Winden und einem Spischlag nach Ile d’Yeu. Der Ableger aus der engen „Parklücke“ war dank leichten Winden ohne Stress möglich. Zumindest für uns, nicht so ganz für unsere Nachbarlieger, die wieder mit Fenderbatterien bewaffnet auf ihren Vorschiffen standen. In der engen Hafeneinfahrt war aber auf einmal kein Ruderdruck auf dem StB Ruder. Als wir dann an der Safe Water Mark waren stand auch das StB Ruder gerade während das BB Ruder so wie auch der Ruderstandsanzeiger nach StB zeigte. Ein Blick in die Ruderanlage eröffnete das Drama. Die Schubstange der Steueranlage war nicht mehr mit dem Quadranten verbunden. Die Kugel des Kugelgelenks war aus dem Käfig gesprungen, durch Verschleiss. Wir versuchten eine Notreparatur, die ca eine Halbe Stunde dauerte. Währenddessen segelte eine Französische Yacht unter Genacker an uns vorbei. Sie sahen, dass wir Reparaturen durchführten, haben den Genacker geborgen und sind zurück gesegelt, um nach uns zu sehen und zu fragen, ob wir Hilfe benötigten. Wir haben freundlich abgelehnt, da wir ja noch ein BB Ruder hatten und uns für die Hilfsbereitschaft bedankt. Was für eine tolle Seemannschaft der französischen Crew, da merkt man, dass in diesem Revier eine große Gemeinschaft herrscht.

Wir liefen dann in den nächsten Hafen Les Sables d’Olonne ein, da wir dort alle möglichen Reparaturbetriebe vermuteten. Der Capitain de Port wusste auch schon sofort eine geeignete Firma. Diese hatte auch das entsprechende Ersatzteil auf Lager und der Vercharterer hat die Rechnung auch gleich beglichen. Allerdings lief die Reparatur nicht besonders gut ab. Da eine Niro-Schraube schon werftseitig in das Alugewinde des Quadranten geschraubt wurde und das Salzwasser seit 14 Jahren sein Unwesen treibt, ist die Korrosion so weit fortgeschritten, dass ein Lösen unmöglich war. Das neue Kugelgelenk haben wir dann oben auf die Schraube montieren müssen, statt unten. Dadurch haben wir etwas Spiel im Ruder und der Ausschlag nach BB ist etwas geringer als nach StB. Wir hoffen jetzt, dass unsere Notreparatur bis zum Ende des Törns hält, drückt uns bitte die Daumen. Ruderanlagen sind halt schon wichtig und ein hochbelastetes Teil. Wir haben sogar schon in unserer Verzweiflung die Notpinne ausprobiert, die ein eigentümliches Ungetüm ist, das bei rauer See wohl nicht montierbar ist. Der CI fehlt halt einfach, auch wenn er fernmündlich und über Signal seine Expertise einbringen konnte. Herzlichen Dank, lieber Ralf das ist ganz großes Kino.

Für die Technikfreaks unter Euch noch ein paar Bilder zum fachsimpeln……..

Die Stimmung steigt aber dank Ollis und Heinz‘ Meeresfrüchteplatte mit selbstgemachter Majo und gebratenem Seeteufel und Makrele mit Thymiankartoffeln aus dem Backofen schon wieder. Der pfälzer, französische und italienische Wein tut sein Übriges, und morgen versuchen wir wieder unser Ziel Ile d’Yeu anzusteuern.

Bleibt uns treu, Euer Skipper Hägar und die Crew der Etappe 4

Letzte Crew ist auf dem Weg

Die letzte Etappe ist gestartet. Aus dem größten Hafen in Europa, La Rochelle Minimes mit mehr als 5000 Liegeplätzen sind wir nach St Denis d’Oleron aufgebrochen. St Denis ist der Hafen, vor dem wir vor 2 Jahren in der „lauschigen“ Ankerbucht lagen (die Eingeweihten erinnern sich an die schöne Bucht). Der Hafen und die dazugehörige Insel ist toll. Da wir dieses Jahr nur mit dem Kat mit einem Tiefgang von 1m unterwegs sind, konnten wir in den Hafen. In Der Hafeneinfahrt gibt es nämlich eine Barre, die bei Niedrigwasser 1,5 m trockenfällt. Deshalb ist St Denis für tiefgehende Kielyachten auch nicht geeignet, und die müssen halt vor dem Hafen ankern. Durch überraschenderweise guten Wind waren wir früh da und konnten den Nachmittag auf der Insel und dem netten Örtchen geniesen. Ich habe mir ein Fahhrad gemietet und das Inselinnere erkundet. Die Fahrradwege waren super ausgeschildert. Man könnte fast meinen, dass sich der Wegewart des Pfälzerwaldvereins mit dem Wegewart des Schwäbischen Albvereins zusammengetan hätten, um dem Schilderaufsteller der Radwege auf der Insel ihre Kompetenzen zu übertragen.

Entgegen der landläufigen Meinung ist die Ile d’Oleron meines Erachtens deutlich attraktiver als die Ile de Ré. Die Ile de Ré ist nach meiner Meinung überbewertet. Leckeres Abendessen mit 2 Vorspeisen und einem Nudelhauptgang hat den weinseeligen Abend eingeleitet. Am Anfang des Törns sind die Weinkeller ja noch gefüllt.

Heute sind wir dann mit 35 sm einen größeren Schlag gesegelt, nach Bourgenay, einem netten kleinen Hafen südlich von Les Sables d’Olonne. Bei der Etappe hatten wir alles drin, von wenig Wind am Anfang, mit einem Schauer mit auffrischendem Wind bis zu 6 bft und Sonnenschein beim Anlegen. Wir mussten zwischenzeitlich Reffen und Ausreffen und das hat schon sehr gut geklappt. Unser Kraftprotz Linus war teilweise im Dauereinsatz, und Jette als komplette Neulingin arbeitet sich schon sehr gut in die Nautik und das Segeln ein. Passageplannung und Piloting von Beate hat auch schon bis aufs i-Tüpfelchen geklappt. Das Anlegemanöver war sportlich, wir waren angemeldet, und die nette Hafenmeisterin sagte, dass es für einen 16,40 m Katamaran einen Liegeplatz am Visiteursteg gäbe. Der Liegeplatz entpuppte sich dann mit einer Länge von 17,5 m recht knapp. Auch war der Hafen schon recht voll und das Drehen entsprechend eng um die umliegenden Yachten herum. Gefühlt haben wir ein dutzend Segler um uns herum gesehen, die mit angsterfüllten Augen, sich an ihre Fender klammernd unseren Anlegekünsten misstrauten. Hat aber alles ohne Berührung der anderen Yachten geklappt. Mit einem Ferrygliding haben wir den Kat seitwärts in die Lücke manövriert, mit nem halben Meter vorne und hinten. Super Crewleistung, musste doch vor dem Andocken noch die Anlegeseite in Windeseile gewechselt werden. Jeder wusste aber was zu tun war und so konnte das recht anspruchsvolle Manöver ohne Geschrei in Ruhe durchgeführt werden. Die vielen Touristen auf der Mole haben sich schon auf Hafenkino gefreut, als unsere Dicke Berta in den kleinen Hafen einfuhr. Das Hafenkino gabs dann auch, aber es war ein guter Film, mit Spannung und einem Happy End. Jetzt sind alle glücklich und fröhlich, die Anspannung ist einer Vorfreude auf das Restaurant gewichen, und wir geniesen die Sonne.

Bleibt uns gewogen, wir melden uns wieder.

Euer Skipper Hägar und die Crew der Etappe 4

Und am Ende noch ein Suchspiel: finde die Belle Ile. (Tipp: der Mast)

Die Sicht des Proviantmeisters und Logbuchführers Crew 3 Zahlen, Daten, Fakten

Zum Abschluss unserer Etappe zuerst die harten Fakten:

12 Passage Planings und 20 Pilotings ergaben eine etwas sparsame Gesamtstrecke von 370 sm über Grund – davon Hägars angestrebte 74,59 % unter Segel und 25,4 % unter Motor.

Und hier nun die weichen aber interessanten Daten (zur Unterstützung der Planung weiterer STSG Törns mit einer Crew von 10 Personen mit ähnlicher Zusammensetzung und Verbrauchsgewohnheiten für 2 Wochen):

Wetter:

  • Anzahl Tage mit Ölzeug: 0
  • Anzahl Badetage: 3
  • Sonnencreme: täglich

Flüssigkeiten:

  • Immer eine handbreit Wasser unterm Schwimmer
  • 56 Liter Wein und Sekt (macht 0,5 Liter pP und Tag … aber das ist eher knapp)
  • 2 Liter Pastis dazu 90 Eiswürfel
  • 390 Fläschchen Bier a 0,25 L
  • 140 Liter Wasser
  • 6 Dosen Pepsi für den Proviantmeister

Hägars Schweinereien (verteilt auf etwa 6 – 7 Personen):

  • 5 kg Crevetten
  • 3 kg Bulot (tote Meeresschnecken)
  • 121 Stück Austern
  • 24 kg Muscheln

Grundnahrungsmittel:

  • 80 Baguettes
  • 100 Croissants
  • 90 Eier
  • Kaffee unkalkulierbar
  • Endlos viel Salat und etwas Obst
  • Pro Nudelgericht 125 gr Nudeln pro Person
  • Pro Reisgericht ca 65 gr Reis pro Person
  • Nur ca 12 Tafeln Schokolade
  • 2 Tüten Gummibärchen
  • Endlose Mengen an Salzgebäck

Entsorgung

Tom hat insgesamt 83 Kilogramm Glasleergut entsorgt, das sind 6,4 kg pro Tag.

Bleibt uns gewogen!

Grüße vom Proviantmeister Fritsch und Skipper Hägar