Gestern war ein wirklich aufregender Tag. Zunächst mussten wir uns aus dem Knäuel in Port Tudy aus dem Hafen hinausschlängeln. Dann ein genialer Segelschlag nach Les Sables d’Olonne, mit 3-4 bft am Wind, fast den ganzen Tag. Wir sind um 0900 vor der Ile de Groix gestartet und 105 sm bis 0400 an der Hafeneinfahrt in Les Sables gesegelt. Für den langen Schlag haben wir ein 3h Wachsystem mit StB und BB Wache eingeführt, das wie am Schnürchen funktioniert hat. Klare Absprachen, eindeutige Dokumentation, und saubere Übergabe an die einzelnen Positionen, machten das Leben für den Skipper zu einer wahren Urlaubsfahrt. Spannend war die Nachtfahrt, mit Fischern, die für uns unkontrolliert herumfuhren, und mit Fischerbojen, die auch mit Mondschein und Radar oft nur schwer auszumachen waren. Eine haben wir touchiert, aber außer etwas Lack der Boje an unserem StB Schwimmer haben wir keine Schäden davongetragen. Wie es der Boje jetzt geht ist nicht bekannt.
Vor einer Nachtfahrt ist es immer wichtig die hungrigen Mägen zu beruhigen. Unser Bordbocuse Fritsch hat tatsächlich ein phantastischen Meerrettichrisotto mit gefühlt mehreren Flaschen Pfalzwoi gezaubert, das bei strahlendem Sonnenschein mitten auf der Biscaya genossen wurde. Und es gab keinen Handyempfang. Einerseits gut, um mal dem Druck der Internetinfoflut zu entkommen, andererseits schlecht für einen aktuellen Wetterbericht vor der Nachtfahrt. Aber CROSS Etel hat uns über UKW Funk erlöst.
Die Hafeneinfahrt in den Vendée Globe Hafen von Les Sables d’Olonne war toll. Wenn wir noch eine Fackel auf dem Vorschiff gezündet hätten, wären wir uns wie ein Mini-Boris Herrmann vorgekommen. Er um die Welt, wir von der Ile de Groix. Er mit einem Fischerboot kollidiert, wir mit einer Boje. Er mit einer Fackel, wir mit Stirnlampen. Aber es kommt auf das Gefühl an. Jetzt liegen wir direkt neben IMOCAs 65, z.B. liegt das Boot von Ari Huusela genau neben uns, nur durch einen Fender getrennt. In dieser Gesellschaft fühlen wir uns wohl, die zahlreichen Touristen, die am Steg den Tag über entlangwandeln und unser Schiff fotografieren, denken wohl wir wären auch irgendwelche Weltumsegler. Wir lassen sie in dem Glauben 😉
Bis wir allerdings an dem spektakulären Liegeplatz festgemacht hatten gab es noch einige Aufregung mitten in der Nacht um 0500 (wir sind so weit im Westen, dass es um diese Zeit hier noch Kuhnacht ist). Der Empfangssteg war frei und wir legten uns einfach längsseits, ist doch um diese nachtschlafende Zeit normalerweise kein Hafenmeister in Sicht. Nicht so hier. Kaum waren die Leinen und das Stromkabel gelegt, kam auch schon ein netter Herr und begrüßte uns in Les Sables. Der Hafenmeister ist hier tatsächlich 24/24 7/7 im Dienst. Nach den Formalitäten fragte er, ob wir am Empfangssteg bleiben wollen, oder ob wir schon unseren endgültigen Liegeplatz einnehmen wollten. Um nach dem Aufwachen nicht noch groß manövrieren zu müssen, entschiedenen wir uns für letztere Option. Er wies uns dann einen Platz am Vendée Globe Steg zu, den wir frohgemut anfuhren. Die Zufahrt war deutlich enger als vermutet, sind die Boliden doch auch recht breit. Zwischen etlichen IMOCAs war dann tatsächlich ein Platz auszumachen. Aber weh, da lag noch ein Schleppschlauchboot eines Weltumseglers drin. An ein Einlaufen war nicht zu denken. Sophia und Axel, wurden kurzerhand an einem Fischkutter ausgesetzt und haben das Schlauchboot entfernt und wir konnten nach einigen Dreh-und Wendemanövern anlegen. Der Seitenwind drückte uns noch auf Ari Huuselas Boot, das glücklicherweise keine Foils hatte. So genügten normale Fender von Uli, um das berühmte Boot nicht zu beschädigen.
Nach der ganzen Aufregung tat das Pernotfrühstück sein Übriges, um die Crew erschöpft um 0700 in die Kojen sinken zu lassen.
Jetzt erwartet uns noch ein aufregender Tag in Les Sables und am Sonntag geht es weiter.
Wir melden uns wieder, Euer Hägar und die Bretagniers, die jetzt in der Vendée sind.
Der Hammer! – was für eine spannende Nachtfahrt mit special Anleger und am Tag drauf die IMOCA besichtigen 🙂
Weiterhin eine super gute Zeit Euch!