Liebe Freunde des Hochseesegelns,
heute mussten wir wie vorhergesagt im Hafen bleiben. Es weht hier mit 6-7 bft und zwar genau aus Nord. Dadurch ist es unmöglich durch den Chenal de four nach Norden zu fahren. Wir haben den Tag hier genossen mit Wandern an spektakulären Klippen, mit Navigationsübungen an Bord und mit Bummeln im Städtchen. Trotz des heftigen Winds scheint die Sonne und es ist erträglich warm.
……Ein Urlaubstag eben……
Morgen flaut der Wind ab, und es wird weitergehen. Helmut, Stefan und Barbara haben den Passage Plan erstellt, und Marion, Nicki und Matthias das Piloting durch den Chenal de Four und in den möglichen nächsten Hafen L’Aber W’rach. Das ist sehr anspruchsvolle Navigation, und die Crew macht das schon hervorragend. Großes Kompliment an alle, die Kompetenzen wachsen schnell.
Ich nutze den heutigen Beitrag, um mit Euch den Nutzen von AIS (Automatic Identification System) zu diskutierten. Alle Berufsschiffe müssen mit diesem System ausgerüstet sein (Class A) und viele Yachten sind es mittlerweile auch, unter anderem die Belle Ile. Ein AIS sendet auf UKW Frequenz permanent die Position, die Geschwindigkeit und den Kurs des Schiffes an andere Schiffe in der Nähe. Wenn man dann einen entsprechenden Empfänger hat, kann man alle sendenden Schiffe in der Nähe auf dem Chartplotter sehen, als Dreiecke. Hier mal ein Beispiel.
AIS Information
Das gelbe Dreieck mit dem Kreis drum rum ist ein solches Ziel. Wenn man das Ziel anklickt, geht ein Fenster auf bei dem alle Infos stehen, Die wichtigsten Infos sind die CPA (closest Point of Approach) und der TCPA (Time to Closest Point of Approach). Dies zeigt an wie nahe man sich bei konstantem Kurs und Geschwindigkeit man sich kommen würde, und wann dies der Fall wäre. Das ist wirklich hilfreich, da kann man frühzeitig eine enge Situation vermeiden.
Einige Seemeilen vor dem Raz de Sein hatten wir so eine Situation, dass in einiger Entfernung ein Schiff war, das unter Maschine fuhr und uns sehr nahe gekommen wäre. Es war etwas diesig und wir konnten das Schiff nicht sehen. Im AIS waren auch nur wenige Infos, nur die MMSI und die Kennung, keine Länge, keine Art des Schiffes und auch kein Name. Wir vermuteten eine Fischer, der halt nicht unbedingt erkannt werden wollte. Da es offiziell „nur “ ein Motorschiff war, hatten wir unseren Kurs beizubehalten, und das Motorschiff sollte uns eigentlich Platz machen.
Nach ein Paar Minuten kam ein Funkspruch für die „Belle Ile“ herein, wieder ohne Absender. In gutem Englisch wurden wir dann aufgefordert bitte mindestens 1sm Platz zu lassen, da das Schiff manövrierbehindert war und nach Steuerbord drehen wollte. Haben wir dann auch gemacht und für kurze Zeit haben sie dann ihre volle Kennung ins AIS gestellt. Es war ein riesiger Französischer Zerstörer auf Manöverfahrt und aus welchen Gründen auch immer „in Cognito“ unterwegs. Einige Minuten später war das AIS wieder aus und der Zerstörer im Dunst verschwunden. Ohne AIS hätte das etwas brisant werden können für die deutsch-französischen Beziehungen….
Bleibt unserem blog treu, morgen geht es wieder weiter
Euer Hägar