Durch die Wettervorhersage mit nur schwachem Wind und Regen für den Nachmittag und die kommende Nacht, haben wir unser eigentliches Ziel Cherbourg vertagt und uns als Tagesziel für Saint Malo entschieden.
Das Ablegen und die Ausfahrt aus dem Hafen Saint-Quai-Portrieux gelang dem Co Skipper Ralf wie erwartet und wir konnten schon bald die Segel mit Kurs zum Zielhafen setzen. Wegen schwächelndem Wind, mussten die beiden Motoren zwischendurch unterstützen um gegen den noch herrschenden Strom ausreichend Fahrt zu machen.
In Saint Malo kommt der zweithöchste Tidenhub der Welt vor und für heute sind 11 Meter angesagt. Der vom Skipper ausgewählte Hafen das Basin Vauban, befindet sich direkt am historischen Stadtkern von Saint Malo. Der Hafen selbst, kann nur durch eine Schleuse erreicht werden, die immer 2,5 Stunden vor und nach Hochwasser öffnet. Das Hafenbecken ist dann wie eine große „Badewanne“ mit stets dem selben Wasserstand.
Durch das enge Zeitfenster mußten die Bootsgeschwindigkeit über Grund und die gesetzten Wegepunkte fortlaufend kontrolliert werden, damit wir die Schleuse erreichen.
Für mich als Tidenneuling sind die warnenden Worte „beachtet die Strömung“ von Skipper Hägar schon zur Routine geworden, bis ich diese selbst erleben konnte. Bei der Rundung des Cap Frehel kommen wir den wunderschön von der Sonne angestrahlten, grünen Felsen plötzlich sehr nahe was nur die Fotografen unter der Crew erfreute.
Unsere beiden Pilot Planer Stefan und Marion setzten sich frühzeitig vor die Karten und Bücher, um unsere Einfahrt in die Bucht von Saint Malo sicher zu planen.
Als mir ab der Ansteuerungstonne der Kurs genannt wird, musste nicht nur ich zweifeln. Wir fuhren mit 30 Grad ab vom Kurs direkt auf die Felsen zu. Der Bug der Belle Ile zeigte auf ein nach rechts abzweigendes Fahrwasser samt Felsen. Als uns der Strom mit nur 2 Knoten packte, sahen wir wie gut doch der Kurs mit Hilfe des Strömungsdreiecks berechnet war und wir genau mittig im richtigen Fahrwasser landeten. Als endlich die beiden grünen Lichter der Deckspeilung eingeschaltet wurden, entspannte sich die allgemeine Stimmung und wir können sicher den Kurs in Richtung der Hafeneinfahrt fortsetzen.
Für mich war die heutige Ansteuerung ein großes Stück Kompetenzerweiterung und ich werde dies nicht vergessen. Schon die Engländer beschreiben in der nautischen Literatur, dass so mancher ungeübter Steuermann an der Tidenströmung verzweifelt und sein eigenes Armagedon erleben wird.
Letztendlich kamen wir sicher und sogar eine halbe Stunde zu früh vor der Hafenschleuse an. Skipper Hägar demonstrierte nach Yachtmaster Manier, wie eine Tonne bei Strom und Wind angesteuert wird. Andrea erwiese sich dabei als exzellente Bojenfängerin und so konnten wir vor dem Schleusenmanöver ein wenig durchatmen.
Nach längerer Liegeplatzsuche wurde die schäbisch-bretonische Freundschaft bei Marions schwäbischem Kartoffelsalat und frischem bretonischen Fisch, zubereitet vom Skipper gefestigt. Ja, der Skipper entwickelt sich zusehends zum Spitzenkoch für fangfrischen Fisch. Die weiteren Crews können sich darauf freuen.
Heute steht ein sonniger Hafentag in Saint Malo an, den wir nach dem Regen und der kälte von Gestern gut gebrauchen können.
Hägar und Tom sitzen bereits an der Planung für unseren langen Schlag nach Cherbourg. Wir melden uns dann wie gewohnt mit neuen Abenteuern.
Für heute machts gut, im Namen der Crew der Belle Ile Matthias
P.S. Ein Bild nach dem Ablegen vom Vorschiff
Zwei junge Damen unterhalten sich auf dem Vorschiff angeregt und amüsiert über ihre Enkel (in diesem Zusammenhang wurde es mir (Skipper) strengstens untersagt das Wort „Omas“ zu verwenden, was ich hiermit auch ausdrücklich nicht tue)
Spannender Bericht! Das klingt ja schon mal sehr abenteuerlich und der Fisch sieht köstlich aus. 🙂 Viel Erfolg für die Etappe nach Cherbourg.
Wir wollen mehr Biervideos mit Ralfi sehen !!!
Der Fisch sieht wirklich lecker aus und ich wäre gerne dabei :-\