Der Ärmelkanal (La Mange)

Ich hoffe mal, dass ich bei der letzten Aufgabe nicht zu viel Verwirrung gestiftet habe. Bei den vorherigen Aufgaben, bei denen ja nur der bloc Maritim verwendet wurde, musste man immer die Bezugs- und Anschlussorte berücksichtigen.  Das ist bei den Navigationsunterlagen, die auf Papier gedruckt sind, immer so.

Bei der letzten Aufgabe waren die Informationen und die Diagramme aber aus dem TimeZero Navigationsprogramm. Dieses Programm nimmt einem die schwierige Rechnerei ab, und wenn man auf einen Strömungspfeil klickt, geht ein Fenster auf, das die Strömungsverhältnisse und -Zeiten genau an diesem Ort anzeigt. Man muss also keinerlei zusätzliche Berechnungen machen und auch keine weiteren Infos einholen. Deshalb konnte man einfach auf diesem Diagramm zur gefragten Zeit die Strömung an den Pfeilen ablesen, so wie es der FCI gemacht hat.

Wir wollen ja, falls es das Wetter zulässt in den Ärmelkanal segeln. Wenn wir den Kanal, und die Strömungen mal anschauen, fallen uns einige Dinge auf.Kanal1

Zunächst erkennt man, dass die Strömungen im Kanal deutlich stärker sind als in der Südbretagne. Es kann hier auf dem offenen Meer durchaus mit bis zu 3 kn strömen. Dies sollte man ausnutzen und so wenig wie möglich gegen den Strom fahren. Das kann auch frühes Aufstehen bedeuten;-). Außerdem sieht man, dass es bei Flut (le flot) in den Kanal hinein bei Ebbe (la jusante) aus dem Kanal heraus strömt. Damit kann man schonmal ganz gut navigieren.

So damit genug für heute. Für die heutige Aufgabe habe ich weder Kosten noch Mühe gescheut und bin zwischendurch extra nach Minneapolis geflogen, um diese schöne Luftaufnahmen vom Ärmelkanal zu machen ;-). Diese gilt es mit der Seekarte zu vergleichen. Welche beiden Orte bzw. Häfen kann man auf den Luftbildern erkennen?

Kanal3Kanal Luftbild 2Kanal LuftbildKanal2Bleibt uns gewogen, Euer Hägar

Strömungen in der West Bretagne

Toll, wie mittlerweile ein regelrechtes Wettrennen stattfindet, um die Kompetenzen zu erweitern. Das war ja ein richtiges Wimpernschlagfinale.

Zugegebener Weise, werden das wohl keine Frühstückseier mehr, sondern das wird maximal ein Brunch. Da die Crew aber den Abend zuvor, wie Karsten richtigerweise festgestellt hat, dem Pfälzer Wein allzu gut zugesprochen hat, ist mit deren Erscheinen an Deck nicht vor 12.00 Uhr zu rechnen ;-).

Wichtig ist bei dieser Aufgabe, dass bei den Strömungskarten immer ein Bezugsort angegeben wird, dessen Tide für dieses Bild relevant ist, und zwar unabhängig vom Anschlussort (siehe auch vorhergehende blogs). In unserem Beispiel, ist also die Tidenkurve von Port Navalo relevant, und nicht die von Houat. Dies steht oben rechts in dem Tidenströnungsdiagramm  (3h oder 4h oder 5h Apres PM Port Navalo). Das hat Silke richtig erkannt. Deshalb sollte man sich zunächst bei www.maree.info nach den Tidenverhältnissen am 31.8. 2019 um 10.30 Uhr informieren.

maree 31 aout 2019 port navaloHier sieht man in der Tat, dass Springzeit herrscht (Coefficient zwischen 108 und 112). Am 31.8. ist um 6.32 Uhr Hochwasser in Port Navalo. D.h. dass um 10.30 Uhr 4h nach Hochwasser ist. Deshalb ist um diese Zeit das Diagramm relevant bei dem „4h APRES PM Port Navalo“ steht, und nicht die beiden anderen Diagramme, 3h bzw 5h apres PM Port Navalo. Die habe ich nur als Ablenkungsmanöver eingefügt. In dem richtigen Diagramm sieht man mit der Lupe an dem Strömungspfeil nordwestlich von Houat 2818. Also haben wir zu diesem Zeitpunkt 2,8 Knoten Strom. Für Silke gibt es dafür 2 goldene Sterne, richtige Antwort und Herleitung. Karsten bekommt einen silbernen Stern. Er hat die richtige Lösung, die Herleitung war allerdings schwer nachzuvollziehen ;-).

Im heutigen Kapitel schauen wir uns die West Bretagne etwas genauer an. Im Video sind die generellen Strömungen zwischen Pointe De Penmarc’H und Pointe de Landunvez dargestellt.

[wpvideo qqcse1uH]

Genauere Infos erhält man, wenn man auf einen der Pfeile klickt und sich dann ein Fenster uber den Strömungsverlauf öffnet.

West bretagne

Das rechte Fenster kennt ihr ja schon, das wurde in einem früheren Blog erklärt und zeigt die Tidenhöhen an einem bestimmten punkt an, hier an der Ile de Sein. Das linke Fenster zeigt die Strömungsverhältnisse in der Nähe an. Der Bezugsort ist Brest. Am 4. Mai um 17.35 Uhr herrscht nahezu keine Tidenströmung mit 0,1 kn, die setzt nach Süd-Ost. Dies liegt daran, dass gerade Hochwasser ist, und die Strömung kentert, um diese Zeit herum ist dann Stillwasser und man kann auch Gegenden befahren, die ansonsten stärkere Strömungen hätten. Während der Ebbe fliesst das Wasser also Süd bis Süd-West (erkennbar an den Pfeilen im Diagramm) und während der Flut nach Nord/Nord-Ost. Die Strömungsgeschwindigkeit ist in der Mitte der Flut bzw. in der Mitte der Ebbe am höchsten, hier auch nur 0,7 kn. An der rot/blau Färbung der Kurve erkennt man auch sehr schön, dass der Strom dort nahezu genau zur Hochwasser- bzw. Niedrigwasserzeit kentert.

Nun zur heutigen leichten Aufgabe (also ich hoffe auf schnelle und viele richtige Antworten). Heute Abend (4.Mai 2019) um 20.00 Uhr: wie setzt der Strom Nördlich der der Ile de Sein um 20.00 Uhr in Richtung und Stärke? Und warum ist das so?

Bleibt der Tide gewogen, Euer Hägar

Stromstärke

Liebe Nautikfreaks,

Silke hat sich jetzt auch wieder zurückgemeldet, und löst eifrig die Aufgaben, herzlich willkommen zurück. Die anderen scheinen durch die Osterfeiertage etwas träge geworden zu sein. Lasst mal die Ostereier liegen und beteiligt Euch mal wieder an den Tidenvorbereitungen ;-).

So, nach dem letzten Kapitel wissen wir jetzt also um die generellen Strömungsrichtungen in der Bretagne. Diese ändern sich je nach Gezeit im Uhrzeigersinn. Allerdings wissen wir noch nicht wie stark es strömt d.h. wie groß die Strömungsgeschwindigkeit ist. Zunächst mal die gute Nachricht: in der südlichen Bretagne, unserem Abfahrtsort strömt es im freien Seeraum selbst bei Springzeit mit weniger als einem Knoten. Das heißt, dass wir im freien Seeraum die Strömungen zwar kennen sollten, sie uns aber nicht sonderlich beeinträchtigen werden.

Aber Achtung: dies gilt nur im freien Seeraum! Um Kaps herum, in Durchfahrten und in der Nähe vom Land sieht das anders aus.

Wie finden wir nun die Stromstärke? Zum einen natürlich wieder im TimeZero Navigationsprogramm. Wie schon öfter erwähnt dürfen wir uns aber nicht ausschließlich darauf verlassen sondern sollten das auch mit den nautischen Unterlagen bestimmen können. Dazu gibt es auf unseren Yachten Stromatlanten und auch im Bloc Marine sind die wichtigsten Auszüge daraus abgebildet.

tiedenstrc3b6me-bretagne-sc3bcd-1.jpg

Dies ist ein Ausschnitt des Strömungsatlas in der Baie de Quiberon mit unserem Ausgangshafen Le Crouesty (direkt neben Port Navalo). Wir sehen zunächst, dass sich diese Strömungen auf einen gewissen Zeitpunkt der Gezeit beziehen, hier nämlich auf 4 Stunden nach (apres) Hochwasser (Pleine Mer, PM) am Bezugsort Port Navalo. Von diesen Karten gibt es insgesamt 13 (von 6 h vor (avant) Hochwasser dann jede Stunde bis 6h nach Hochwasser). Und diese 13 Karten gibt es jeweils für alle Gebiete.

Die Strömungsrichtung kann man an der Richtung der Pfeile erkennen, die Stromstärke an der Dicke der Pfeile. Daneben kann man die Stromstärke auch an den Zahlen erkennen, die über den Pfeilen stehen. Jetzt die schlechte Nachricht für alle älteren Semester: die Zahlen sind wirklich klein geschrieben, und schon mit normaler Sehkraft ist es schwierig sie zu lesen. Übermüdet, mit Salzwasser in den Augen oder im Schummerlicht der Kabine sind sie nicht zu entziffern. Deshalb mein Rat: nehmt bitte ein Lupe mit, z.B. eine Zeitungsleselupe für ältere Leute. Sieht zwar blöd aus  man ist aber definitiv dankbar die Zahlen lesen zu können ;-).

Die Zahlen geben die Strömungsgeschwindigkeit in Zehntelknoten an. Die ersten beiden bei Springzeit (vive eau, VE, coefficient 95), die letzten beiden bei Nippzeit (mort eau, ME, coefficient 45). 1712 zum Beispiel heißt, dass bei coefficient 95 mit 1,7 kn strömt, und bei coefficient 45 mit 1,2 kn .

Hier noch weitere der 13 Strömungskarten der baie de Quiberon:

tiedenstrc3b6me-bretagne-sc3bcd-2.jpg

tiedenstrc3b6me-bretagne-sc3bcd-3.jpg

Nach diesen theoretischen Abhandlungen, nun zur heutigen Aufgabe, deren Schwierigkeitsgrad wieder etwas höher ist:

Der Katamaran Outremer 55 ankert am 31. 8. 2019 in der westlichsten Bucht der Insel Houat. Der Smut möchte mit dem Beiboot (l’annexe) an der Nördlichen Spitze vorbei nach Port Navalo fahren, weil er für das Frühstück noch dringend Eier einkaufen muss. Unser Smut ist vorsichtig geworden, seit er sich beim Grillen während des Trockenfallens nasse Füße geholt hat, und er seit dem unter Fußpilz leidet ;-). Er möchte deshalb einen Leichtmatrosen mitnehmen, der ihm im Falle eines Motorausfalls pullend weiterbewegen kann. Um 10.30 Uhr möchte er von der ankernden Yacht losfahren, sieht aber durch das Fernglas, dass es an der Nordwestlichen Spitze von Houat ordentlich strömt, und zwar entgegen seiner beabsichtigten Fahrtrichtung. Trotzdem möchte der Smut der tollen Besatzung Rühreier zum Frühstück machen. Er fragt den Navi: „Wie stark muss denn der Leichtmatrose mindestens pullen können, damit wir bei einem Motorausfall mit dem Beiboot in der Strömung nordwestlich von Houat nicht abtreiben?

Für richtige Antworten gibt’s wieder einen Bretagnestern, für kreative noch einen obendrauf. Die Tideninfos wie immer aus maree.info.

Nur zu traut Euch, ich hoffe auf rege Beteiligung im blog.

Herzlichst Euer Hägar

Flut- und Ebbstrom

Liebe Tidenenthusiasten,

die beiden Antworten zu der letzten Frage waren natürlich richtig. Neben Sara darf sich auch Karsten einen Bretagnestern auf die Schulterklappen heften. Heute fangen wir mal mit den Strömungen an. Die Tidenströmungen entstehen, weil ja das steigende Wasser irgendwo herkommen muss, bzw. das fallende Wasser irgendwohin fließen muss (oder anders herum, je nach dem wie man das mit der Henne und dem Ei so sieht).  Man unterscheidet zwischen generellen Strömungen und lokalen Strömungen, die von den generellen deutlich abweichen können. Zu den generellen Strömungen eine kleine Animation aus dem Timezero Navigator Navigationsprogramm, die zunächst mal den Flutstrom anzeigt. Man erkennt das an den gelben Balken, die steigen.

[wpvideo juQJ7xbN]

Wir können also festhalten, dass das Wasser aus dem dritten Quadranten kommt, also aus Süden über Südwest nach West. Übersetzt in Stromrichtungen (bei der Strömung wird im Gegensatz zum Wind die Richtung angegeben wohin das Wasser fließt und nicht woher es kommt!) heißt das:

Der Flutstrom verursacht in der Südbretagne Nord-, über Nordost- bis zu Ostströme. Das ist wichtig für die zukünftigen Planungen.

Anders sieht es beim Ebbstrom aus. der fließt zuerst nach Süden und geht über Süd West nach Westen über. D.H. die generelle Strömungsrichtung ändert sich im Uhrzeigersinn mit der Tide.

Nun zur heutigen Aufgabe: In welche Richtung versetzt uns der generelle Tidenstrom am Tag unseres Törnstarts (24.8.2019) in der Südbretagne, wenn wir so gegen 14.00 Uhr loskommen? Und wie sieht’s am Törnende, am 6.9. aus, wenn wir unseren letzten Schlag so um 8.00 Uhr starten?

Viel Spass, Euer Hägar

 

 

Ebbe (Ablaufendes Wasser)

Liebe Freunde, die Rodaan ist im Wasser, das Regatta- und Gennakertraining absolviert und ich bin wieder aus Washington zurück. Deshalb habt ihr so lange keinen Beitrag im Blog mehr gefunden.

Die letzte Aufgabe war auch etwas tricky, darum gab es wohl auch einen regen Kommentarverkehr mit Berechnungen und Tips. Das ist prima, denn gemeinsam kann man seine Kompetenzen am besten erweitern. Die richtige Antwort war: der Smut hat ca. 2 h Zeit nach Meeresfrüchten zu suchen, da der Kat ca. 4,5 h hoch und trocken liegt. Es scheint also ein tolles Menü zu werden ;-).

Der FCI hat noch eine graphische Methode gefunden, wie man das ermitteln kann:

Trockenfallen zeichnerisch

= 3,27m
abzüglich Tiefgang:
=2,51m

2. Zeiten für 2,51 Tidenhöhe:

Trockenfallen zeichnerisch 2

Das sind also die offiziellen Daten aus maree.info. Man sieht also, dass die genauere Rechnung mit der 12er Regel ziemlich trifft, wenn die Tidenkurve wie hier nahezu sinusförmig ist.

Den Überblick über die Bretagnesterne habe ich verloren, fühlt Euch alle mit Sternen bedacht.

WP_20180821_13_47_22_Pro

Hier noch ein Bild eines trockengefallenen Plattbodenschiffs in der Waddenzee vom letzten Jahr. Man erkennt schön, dass sich das Wasser schon bis zum Heck zurückgezogen hat, der Smut über die Leiter trockenen Fusses aussteigen konnte und er schon den Grill auf der Grolsch-Bierkiste aufgebaut hat. Wahrscheinlich ist er gerade beim Austernsuchen….

Ob wir mit dem Katamaran wirklich trockenfallen werden, wird sich zeigen, das hängt von vielen Dingen ab (z.B. Wetter, Untergrund, wann schwimmt man wieder, Ruderblattaufhängung, Loggeeinbauort…). Die Übung war trotzdem wichtig, zeigt sie doch dass man ziemlich lange festsitzt, wenn man bei ablaufendem Wasser, also bei Ebbe (le jusant, la maree decendante), aufsitzt. Man muss unter Umständen recht lange warten muss bis man wieder schwimmt. In unserem Fall erreicht das Wasser den Kat so um halb fünf, und frühestens um 17.00 Uhr schwimmt er, und man kommt wieder frei. Das heißt man saß 6,5 Stunden fest. Das ist prima bei schönem Wetter, wenn man Grillgut dabei hat, und wenn man sich das geplant hat.

Blöder ist es wenn es unabsichtlich passiert. Man versucht in Tidengewässern nach Möglichkeit mit dem Strom zu fahren, d.h. der Strom schiebt mit. In vielen Kanälen und Durchfahrten kann der Strom durchaus mit 2-4 kn fließen. Um die Geschwindigkeit über Grund zu ermitteln muss man dann noch die Geschwindigkeit durchs Wasser dazuzählen, so dass man durchaus FüG von 8-12 kn erzielen kann. In engen und gewundenen Fahrwassern ist das ganz schön schnell, und die Tonnen fliegen nur so vorbei. Macht der Navi oder der Steuermann nun einen Fehler, und man kommt vom Fahrwasser ab, läuft man auf. Bei dieser Geschwindigkeit über Grund wird das Schiff so weit auf die Sandbank geschoben und/oder der Kiel gräbt sich so tief in den Sand, dass ein loskommen kaum mehr möglich ist. Selbst sofortiges Rückwärtsfahren mit dem Motor reicht oft nicht aus, wenn z.B. der Wind noch in die Segel drückt. Birgt man zuerst die Segel, ist Zeit vergangen, und das Wasser ist weiter gefallen. Man kommt also erst recht nicht los. Jetzt sitzt man fest und man muss den Rest der Ebbe und die gleiche Flutzeit abwarten bis man wieder schwimmt. Das kann sehr lange dauern und evtl. ist es bis dahin Nacht, das Wetter hat sich verschlechtert, oder man hat keinen Proviant mehr. Also, man sollte bei ablaufendem Wasser in Kanälen, Durchfahrten und in der Nähe der Küste sehr sorgfältig und aufmerksam navigieren, am besten zu zweit. Ansonsten kann das sehr lange dauern bis man sein angestrebtes Ziel erreicht.

Bei Flut sieht das ganze deutlich entspannter aus. Wenn man da aufsitzt muss man nur eine gewisse Zeit warten, bis das auflaufende Wasser einem wieder Manövriermöglichkeiten gibt. Diese Taktik wird sogar aktiv angewendet. Wenn man in der Niederländischen Waddenzee z.B. von Ameland nach Lauwersoog will muss man über 3 Wantijs (das sind Wattenhochs, keine fernöstlichen Teigvorspeisen;-)) fahren. Hierzu gibt es nur ein sehr enges Zeitfenster. Um dieses optimal ausnutzen zu können, fährt man den ersten Wantij etwas vor der errechneten möglichen Durchfahrtszeit an, und fährt so lange bis man aufsitzt. Dies sollte man natürlich am Rande der Fahrrinne machen, denn es gibt ja auch Boote mit geringerem Tiefgang, die jetzt schon passieren können. Die Skipper derselben wären sehr sauer wenn man die Fahrrinne komplett blockieren würde. Dann wartet man ab, bis die Flut das Schiff wieder schwimmen lässt, und man „schrubbert“ über den ersten wantij um ein möglichst langes Zeitfenster für die weiteren Wantijs zu haben. Der FCI und die Tati erinnern sich sicherlich an diverse Fahrten mit dieser Taktik, die für einen „Nichtwaddensegler“ etwas befremdlich daherkommt.

Nun zur heutigen Aufgabe, diesmal ohne Rechnen:

Was ist denn der Unterschied zwischen Auflaufen, Trockenfallen und Stranden?

Die originellsten Erklärungen bekommen einen imaginären Bretagnestern auf die Schulterklappen.

Bleibt und gewogen, Euer Hägar

Trockenfallen

So, liebe Tidenenthusiasten,

die letzte Aufgabe war schon etwas tricky. Trotzdem haben wir eine neue Mitstreiterin gefunden, die sich in die Berechnungen eingefuchst hat. Herzlich willkommen im Club, Carla. Und gleich einen goldenen Bretagnestern für die imaginären Schulterklappen abgeräumt für die richtige Berechnung. Respekt. Ausserdem gibt’s noch nen bronzenen Stern für die Lösung der ersten Aufgabe.

Respekt auch für Karsten und Flori, die sich sehr in die Berechnungen reingehängt haben und auch auf die richtige Lösung gekommen sind. Toll, wie Vater und Sohn zusammenarbeiten. Das ist genau der Geist den wir gemeinsam als Team im Törn aufbauen wollen. Dafür gibt es 2 Goldene Sterne für Euch zwei (Auf Euren breiten Schultern wäre ja noch viel Platz ;-)).

So jetzt noch was zur Aufgabe. Insbesondere die Bestimmung des Alters der Tide (also ob es Spring-, Nipp- oder Mittzeit ist) hat etwas Schwierigkeiten bereitet. Deshalb möchte ich zunächst darauf nochmal eingehen. Die Bestimmung bezüglich der Mondphasen ist im Prinzip richtig, allerdings gibt es manchmal sogenannte Springverspätungen von einem oder 1,5 Tagen. Das höchste Springhochwasser ist dann 1-2 Tage nach dem Voll- beziehungsweise Neumond. Warum das so ist weiß ich allerdings auch nicht so genau.

Ich schaue mir deshalb immer die coefficients an, denn die geben an welches Tidenalter gerade herrscht. Hier nochmal die genaue Zuordnung der coefficients aus unserem Blog Marine:

  • 120: vive-eau exceptionelle (exzeptionelle Springzeit)
  • 95 : vive eau moyenne (mittlere Springzeit)
  • 70 : maree moyenne (Mittzeit)
  • 45 : morte-eau moyenne (mittlere Nippzeit)
  • 20 : morte-eau exceptionelle (exzeptionelle Nippzeit)

Die Farben in den Tidentabellen sind entsprechend den coefficients angegeben:

20190324_092918
Zuordnung der Farben zu den Tidenkoeffizienten

Wenn ihr Euch die Farben dann nochmal anschaut sieht man, dass am 16.12. 2018 zwischen 31-40 und am 17.12.2018 zwischen 41-50 war. D.h. es war Nippzeit.

Um festzustellen welches Alter die Gezeit hat, schaue ich deshalb zunächst im blog marine, im Navigationsprogramm oder im Internet welcher Koeffizient am besagten Tag herrscht. Damit erspare ich mir feststellen zu müssen welche Mondphase herrscht und ob es ggf eine Springverspätung gibt.

Soweit so gut, bevor wir im nächsten Kapitel mit den Strömungen und der Stromnavigation beginnen, möchte ich heute die „Königsdisziplin“ der Tidenhöhenberechnung mit Euch diskutieren, nämlich das Trockenfallen. „Trockenfallen“ bedeutet im Unterschied zu „Aufsetzten“ oder „Stranden“, dass man das Boot wunschgemäß zu einer im Vorfeld berechneten Zeit auf eine sicher Sandbank langsam aufsetzt. Das macht man am besten 2-4 Stunden nach Hochwasser (das hängt vom Tidenhub und der gewünschten Trockenfallzeit ab). Danach wartet man bis das Wasser so weit abgelaufen ist, dass man trockenen Fusses auf die Sandbank steigen kann. Wichtig ist es nun den Anker von Hand auszubringen und zwar in Richtung tieferes Wasser. Dies verhindert, dass man bei der später folgenden Flut durch die Wellen immer höher auf die Sandbank versetzt wird.

Nach der Niedrigwasserzeit sollte man sich dann nicht mehr weit vom Schiff entfernen, denn dann kommt das Wasser wieder recht schnell. Wenn das Wasser dann wider das Schiff erreicht wartet man ab bis das Schiff wieder schwimmt, holt den Anker wieder rein und fährt in Richtung tiefes Wasser los. Ein paar Dinge sind allerdings zu berücksichtigen. Zuerst einmal muss das Schiff natürlich trockenfalltauglich sein. Also ein Katamaran, ein Kimmkieler, ein Hubkieler oder ein Plattbodenschiff. Kleinere Kielyachten (< 8m) können auch mit Wattstützen trockenfallen. Diese sollen verhindern, dass die Yacht bei Niedrigwasser auf der Seite liegt. Zudem sollte das Unterwasserschiff zum trockenfallen geeignet sein, also z.B. das Ruderblatt aufholbar oder stabil genug, Die Schiffsschraube geschützt und die Logge ausbaubar. Weiterhin ist der Trockenfallplatz sorgfältig auszusuchen. Er sollte einen einigermaßen ebenen Grund haben und aus Sand oder Schlick bestehen. Die Info dazu ist in der Seekarte, und sofort nach dem geplanten aufsitzen wird mit dem Bootshaken der Untergrund und die Tiefe rings um das Schiff untersucht, um evtl den Platz nochmal zu verlassen. Außerdem sollten sich in dem Gebiet auch keine Steine oder Felsen befinden.

Kurz nach dem Aufsitzen lässt man die Schraube einige Sekunden im Vorwärtsgang laufen, um das Ruder frei zu spülen, und einige Sekunden im Rückwärtsgang, um die Auflagefläche des Rumpfes zu ebnen. Wichtig ist natürlich auch eine gute Wetterprognose zu haben, da man während der Trockenfallzeit keinerlei Möglichkeiten hat wieder wegzukommen. Der Trockenfallplatz sollte auch vor Wellen geschützt sein auch sollte man dabei vorbeifahrende größere Schiffe berücksichtigen.

So, nun zur heutigen Aufgabe. Da das Trockenfallen zur Königsdisziplin gehört, ist sie heute etwas kniffliger. Wenn ihr aber den blog aufmerksam verfolgt habt, und die Übungen gemacht habt, kann es machbar sein.

Am 2.Juni 2018 um 10.30 Uhr befindet sich der Katamaran Outremer 55 in der Nähe von Le Palais auf der Belle Ile. Der Smutje hat gute Laune, weil er mit einer tollen Crew unterwegs ist und möchte deshalb heute etwas besonderes bieten: Grillen auf dem Meeresboden. Deshalb bittet er den Skipper den Kat auf der vor ihm liegenden Sandbank aufzusetzen, das dieser auch unverzüglich macht. Der Smut möchte die Crew aber noch mehr verwöhnen und vor dem Grillen noch Austern als Vorspeise sammeln. Der Smut geht zum Navigator und fragt ihn: „Ich brauche zum Aufbauen des Grills, Zum Grillen, zum Essen und später zum Abbauen des Grills ca. 2,5 h. Wie lange habe ich vor dem Grillen noch Zeit um nach Fruits de Mer zu suchen? Ich mag aber keine nassen Füße und will erst von Bord gehen, wenn das Wasser neben dem Schiff komplett weg ist, und ich möchte wieder an Bord gehen, bevor die Flut mir nasse Füße macht.“ Was kann der Navi dem Smut sagen.

Ich hoffe, dass alle Infos, die ihr braucht in den vorherigen Blogs sind (Schiffsdaten, Gezeitenverschiebung zu Port Navalo, 12er Regel).

20190324_140413
Gezeiten Port Navalo

Nun zu, traut Euch, Euer Hägar

Bezugs- und Anschlussorte

So nach einigem hin und her, können wir jetzt die Wasserhöhen zu einem beliebigen Zeitpunkt errechnen, wenn wir die Tideninformationen an einem Ort haben. Das ist gut so, denn der Navigator muss diese Berechnungen täglich machen, um herauszufinden wann das Schiff in welchen Hafen kann, und ob man noch über eine Barre kommt.

Aber woher bekommen wir die Tideninfos von einem Ort? Erstmal, klar, aus dem Internet, da gibt es schon gute Seiten für nahezu jeden Hafen. Oder aus dem Navigationsprogramm, auch das ist sehr komfortabel. Allerdings  sollte man als verantwortungsvoller Navigator die Berechnungen auch ohne elektronische Hilfsmittel durchführen können. Dabei hilft uns wieder unser Allheilmittel, der „bloc marine“. Im Kapitel „faire son calcule de maree“ (mache deine Tidenberechnungen) ist zunächst mal ein Übersichtsbild der Tidenverhältnisse in der Bretagne dargestellt.

Isomarnage

Die unterschiedlichen Farben geben den Tidenhub bei einem Coefficient von 95 an. Je blauer umso weniger, und je roter umso mehr Tidenhub. In unserem Startgebiet (bei Port Navalo) ist der Tidenhub also moderat. Aber wenn wir in den Englischen Kanal kommen, wird es schon deutlich mehr und in der Bucht von St Malo ist es extrem mit bis zu 12m! Ein höherer Tidenhub bedeutet auch mehr Wasser, das rein und raus strömt, und somit auch höhere Strömungsgeschwindigkeiten. Zur Strömung kommen wir aber erst in den nächsten Kapiteln.

Weiterhin sehen wir die weißen Linien, die die Zeiten der Hochwasserverschiebung gegenüber Brest angeben. In unserem Startgebiet erreicht die Tide ihren höchsten Stand ca. 15-20 Minuten vor dem Hochwasser in Brest. Bei unserem möglichen Ziel auf den Kanalinseln ca. 2,5 Stunden später. Es herrschen also an jedem Ort unterschiedliche Tidenzeiten und Gezeitenhöhen.

Würde man nun für jeden denkbaren Ort eine eigene Tidentabelle aufstellen, wäre der bloc marine noch viel dicker als er eh schon ist. Deshalb hat man Bezugsorte (ports principales) definiert, für die ausführliche Tabellen ausgedruckt werden. Die Bezugsorte sind in der Zeichnung oben mit schwarzen Punkten gekennzeichnet. Für unsere Starthäfen ist Port Navalo der Bezugsort. Die anderen Orte in der Umgebung werden als „ports rattaches“ (Anschlussorte) bezeichnet. Dazu gibt es eine Tabelle, die anzeigt welche Unterschiede bezüglich der Hoch-/Niedrigwasserzeit und des Hoch-/Niedrigwasserstands sowohl bei Springzeit als auch bei Nippzeit gegenüber dem Bezugsort ergeben.

Bezugs- und Anschlussorte

ports rattaches
Bezugshafen: Port Navalo Anschlusshafen: La Trinite sur mer, Port le Crouesty

In La Trinite sur mer ist also bei Springzeit (vive eau, VE) das Hochwasser (pleines mers) 15 Minuten vor dem Hochwasser in Port Navalo und 40 cm höher. Das Niedrigwasser (basses mers) aber nur 5 Minuten und 15 cm höher. Bei Nippzeit (morte eau, ME) ist das Hochwasser 10 Minuten vor dem in Port Navalo und 35 cm höher. Das Niedrigwasser ist auch 5 Minuten vor Port Navalo und 20 cm höher.

Den Zeit- und den Tidenunterschied kann man also im Prinzip vernachlässigen, da es sowieso nur bei Niedrigwasser relevant ist (sofern wir nicht unter einer Brücke durchsegeln wollen). 5 Minuten und maximal 20 cm sind bei unseren Sicherheitsabständen bereits inbegriffen. 20190317_144146

Trotzdem, für all diejenigen, für die das ewige Rechnen nicht zu langweilig wird, und um das Prinzip zu lernen die heutige Aufgabe: Bitte rechnet aus wie denn die genauen Tidenhöhen und -Zeiten in Port de Crouesty am 16. und 17. 12. 2018 waren und erklärt wie der Rechenweg war. Wir wollen schließlich alle voneinander lernen!

Wahrscheinlich habt ihr es schon bemerkt: Bei der Tidennavigation gibt es 3 wichtige Kompetenzen:

  1. Rechnen
  2. Rechnen
  3. Rechnen

Bleibt uns gewogen und ich freue mich auf zahlreiche Lösungsvorschläge, Euer Hägar

Kompetenzerweiterung

Der CI hat natürlich recht. Der Blog und der ganze Törn steht ja unter dem Moto Kompetenzerweiterung, Feedback geben und positive Fehlerkultur. Und das gilt natürlich für alle. Karsten hat mich dankenswerter darauf hingewiesen, dass der schwarze Mond in der Tidentabelle nicht -wie fälschlicherweise im ersten Blog angegeben- Vollmond, sondern Neumond bedeutet. Vielen Dank für den Hinweis, der vollkommen richtig ist. Das werde ich jetzt auch nicht mehr vergessen.

Bei der Navigation in Tidenrevieren ist es wichtig, wie auch der CI angemerkt hat, dass man immer seine Augen und Ohren offen hat, mitdenkt und -rechnet und Auffälligkeiten oder Unklarheiten anspricht. Davor sollte man auch beim Törn keine Scheu haben, denn vier oder acht Augen sehen mehr als zwei. Es passiert natürlich nicht immer gleich ein Schaden, wenn etwas übersehen wird. Aber wenn mehrere Dinge gleichzeitig in die falsche Richtung laufen kann sich das summieren. Deshalb ist es wichtig Dinge, die einem merkwürdig vorkommen zu hinterfragen und nicht zu denken der andere wird schon alles richtig machen.

Bei unklaren Situationen sollte man darum die Sicherheitswassertiefe von 1m unter Kiel einrechnen. Wenn dann z.B. stärkerer ablandiger Wind aus Osten  weht mit hohem Luftdruck kann es schonmal 30-40 cm weniger Wasserstand geben. Kommt einem dann in der engsten Stelle der Hafeneinfahrt noch ne Fähre entgegen, der man an den Rand des Fahrwassers ausweichen muss, kann dort vielleicht 20-30 cm weniger Wasser stehen. Die Fähre macht dann auch noch eine Welle und in deren Tal kann es nochmal 30-40 cm weniger Tiefgang haben und einen noch weiter an den Fahrwasserrand versetzten. Und schon kann es knapp werden und man kann aufsitzen. Herrscht dann auch noch ablaufendes Wasser und man kommt aus irgendeinem Grund nicht gleich von der untieferen Stelle runter, liegt man etwas später hoch und trocken, schwer auf der Backe.

Zugegebener Weise sind das schon viele Dinge die zusammenkommen müssten, und das ist unwahrscheinlich. Mit einem Meter Wasser unter dem Kiel ist man also auf der sicheren Seite, bei 50 cm kann es schon bei 2 gleichzeitigen ungeplanten Ereignissen mal knapp werden.

Was lernen wir daraus, man sollte sich nicht nur eine Alternative B überlegen, sondern immer auch noch eine Alternative C. Wenn dann 2 Dinge gleichzeitig passieren (A und B gehen nicht) gibt es immer noch C. So wollten wir mal ne Nacht durchsegeln, aber die Wetterverhältnisse, und vor allem die Wellenverhältnisse waren uns nicht gewogen. Wir brachen den Nachttörn ab und wollten als Alternative B den Hafen auf der Ile de Yeu anlaufen. Der Hafenmeister ließ uns aber nicht rein, da ein großes Regattafeld den ganzen Hafen belegte. Da waren wir sehr froh, dass es ein weiterer Hafen als Alternative C eingeplant war, den wir gerade noch mit ausreichend Wasser über der Barre erreichen konnten.

Also, jetzt zur Lösung der Einlauffrage: Alles in allem kann die X 46 ab 4.15 Uhr in Le Crouesty einlaufen und hat noch  den einen Meter Sicherheit unter dem Kiel. Da kann dann nichts passieren, auch nicht unter ungünstigen Verhältnissen. Das gibt den goldenen Bretagnestern auf die Schulterklappen von Karsten.

Thomas bekommt den silbernen Stern, er hatte die Rechnung komplett richtig, hat allerdings im Juni 2019 gerechnet, und nicht wie in der Aufgabe vorgegeben im Juni 2018.

 

Die 12er Regel

Liebe Freunde der Tidennavigation,

neben Ralf hat Thomas die Lösung gefunden. Tom mit der X46 kann an unserem Ankunftstag immer in Port de Crouesty einlaufen. Die minimale Tidenhöhe wird an diesem Tag bei 2,26 m liegen. Diese Tidenhöhe muss man zur Kartentiefe dazuzählen. Die niedrigste Kartentiefe in der Einfahrt von Port de Crouesty ist je nach Information bei 1,4m (Hafenkarte) oder 1,8 m (Info im Hafenhandbuch über die Barre am Hafeneingang). Aber wie dem auch sei, die geringste Wassertiefe in der Hafeneinfahrt ist am 24.8. 2019  dann entweder 3,66m oder 4,06m. D.h. die X46 mit einem Tiefgang von 2,4m hat immer mindestens 1,25m Wasser unter dem Kiel, kann also gefahrlos in Port de Crouesty einlaufen und bei Bernd die Weinvorräte plündern. Bei Hochwasser mit 4,34 m Tidenhöhe wären dann 5,74m bzw.  6,14m Wasserstand. also noch viel mehr Tiefe. Wir hoffen, das war jetzt nicht zu schwer??

Was lernen wir daraus? Erstens, es gibt verschiedene Angaben zu den Wassertiefen in den Häfen und Hafeneinfahrten aus den unterschiedlichen Quellen. Deshalb tuen wir gut daran immer einen Sicherheitsabstand einzurechnen, und trotzdem vorsichtig in die Häfen einzufahren. Dabei sollte bei knappen Situationen das Echolot immer im Auge behalten werden. Im letzten Jahr hatten wir bei der Einfahrt in Loctudy deshalb einen „Ansager“ der die Tiefe permanent bekanntgab (Manfred, Du erinnerst Dich?).

Wichtig dabei ist auch am Anfang des Törns zu überprüfen wie denn das Lot eingestellt ist (absolute Wassertiefe oder Wassertiefe unter dem Kiel). Den Angaben des Charterpersonals kann man nicht immer 100% trauen. Deshalb macht es Sinn mit einem Handlot die absolute Tiefe zu ermitteln und mit der Echolotangabe zu vergleichen. Dann ist man in kritischen Situationen gewappnet.

Bis jetzt haben wir uns in unserem Blog sehr stark auf die elektronischen Hilfsmittel wie Navigationsprogramm oder Internet verlassen. Um bei Stromausfall oder bei keinem Internetempfang auch sicher navigieren zu können, sollte man die Tidenhöhen auch händisch ausrechnen können. Dazu nehmen wir unseren Bloc Marine in die Hand, in dem alle Informationen schriftlich in Papierform niedergelegt sind.

Tide Brest
Auszug aus dem Bloc Marine, Tideninfos im Juni 2018 für Brest

Nehmen wir mal an, wir wollen am 16. Juni 2018 nachmittags in Brest einlaufen. An diesem Tag ist um ca. 14 Uhr (genauer: 13.57 Uhr) Niedrigwasser mit 1,05 m und 6 Stunden später um 20 Uhr (genauer: 19.59) Hochwasser mit 7,20 m.  Es ergibt sich also ein Tidenhub von  6,15 m. Die Frage stellt sich, wie sich denn die Tidenstände zwischen 14 und 20 Uhr entwickeln.

20190224_130859Dazu gibt es die 12er Regel, die zwar nur eine Abschätzung ist, die sich aber in den meisten Fällen als hinreichend genau erwiesen hat.

Die 12er Regel besagt, dass in der ersten Stunde nach Niedrigwasser 1/12 des Gesamttidenhubs geschieht, in der 2. Stunde 2/12, in der 3. Sunde 3/12, in der 4. Stunde 3/12, in der 5. Stunde 2/12 und in der 6. Stunde 1/12. Im Bloc Marine gibt es dazu auch eine Grafik. Damit kann man die Gezeitenhöhen zwischen Niedrig- und Hochwasser bestimmen.

In unserem Fall haben wir einen Tidenhub von 6,15 m. Ein Zwölftel davon ist 51 cm. Das Wasser wird also in der ersten Stunde um 51 cm steigen. Um 15 Uhr steht die Tide dann bei 1,56m. In der 2. Stunde steigt das Wasser dann um 1,02 m, so dass um 16 Uhr 2,58 m Tide steht. In der 3. Stunde bekommen wir weiter 1,53 m Wasser was zu einer Tidenhöhe von 4,11m um 17 Uhr führt. In der 4. Stunde kommt nochmals 1,53 m Wasserstand dazu (5,64 m um 18 Uhr) und in der 5. Stunde 1,02m (6,66m um 19 Uhr). In der letzten Stunde dieser Flut zwischen 19 und 20 Uhr steigt das Wasser dann wieder nur um 51cm.

Mit dieser Regel kann man also die Wasserstände ohne elektronische Mittel überschlagen, auch wenn es nicht gerade Hoch- bzw. Niedrigwasser ist.

So jetzt zur heutigen Aufgabe: 

Port Navalo

In der Nacht zum 16. Juli 2018 möchte die X46 am frühen Morgen den Port de Crouesty anlaufen. Wann kann sie frühestens einlaufen (auf die halbe Stunde genau). Bitte mit der 12er Regel berechnen.

 

Ich hoffe auf viele Antworten.

Viele Grüße Hägar

 

 

 

 

 

 

Wassertiefenberechnung

So, die erste Aufgabe war entweder zu schwer oder zu leicht. Nur Thomas L. hat die Lösung gefunden. Wir haben am Anfang des Törns Nippzeit  (Koeffizient 39) und in der Mitte (1.9.) eine starke Springzeit mit einem Koeffizienten von 113. Wir werden also moderat einsteigen und hoffentlich alle schnell lernen. Wenn wir dann im Englischen Kanal sind, mit den besonders starken Strömungen und den besonders hohen Tidenhüben, haben wir auch noch eine sehr hohen Koeffizienten. Das wird spannend.

Was bedeutet dies jetzt für die Wassertiefe. Man kann das alles von Hand rechnen mit den Infos aus dem Bloc Maritim, das machen wir im nächsten Blog. Heute machen wir es uns etwas einfacher und nutzen ein Navigationsprogramm. Im Time Zero Navigator kann man sich für viele Häfen und Durchfahrten die tidenbedingte Wasserstände zu jedem Zeitpunkt herunterladen.

Snapshot_2019_03_03_102758
Samstag 24.8. 2019 um 10.08 Uhr

Die gelben Balken geben den aktuellen Wasserstand an. Je gelber der Balken ist, umso näher ist man am Hochwasser. Man erkennt, dass in Port de Crouesty schon fast Hochwasser ist (der Balken ist fast komplett gelb). Wohingegen im Golf de Morbihan erst ca. die Hälfte des Hochwasserstandes erreicht ist. Die Balken sind nur halb voll und der kleine Pfeil am oberen Rand des Balkens zeigt an, dass das Wasser noch steigt.

Klickt man auf den Balken öffnet sich für den jeweiligen Ort ein Fenster mit vielen detaillierten Infos. Diese werden die Tagesnavigatoren während des Törns sehr häufig brauchen, sowohl für die Tages-, als auch für die Routenplanung. Deshalb macht es Sinn sich jetzt schonmal damit vertraut zu machen.

Tidenkurve
Tidenverlauf in Port Crouesty am Samstag den 24.8.2019

Man erkennt zunächst den Bezugspunkt (Port du Crouesty) den grünen Pfeil nach oben, also es herrscht Flut und das Wasser steigt noch,  den aktuellen Tidenstand mit 4,13 m um 10.08 Uhr. Damit es zu keinen Rechenfehlern bei der Zeit kommt, ist auch noch angegeben, dass es sich um Mitteleuropäische Sommerzeit, also Ortszeit handelt. Die Mondphase ist mit letztem Viertel angegeben, so dass klar ist, dass es sich um Nippzeit handelt. Das kann man auch am rechten Rand sehen, wo die Koeffizienten angegeben sind mit 39-44. Dort sieht man auch die jeweiligen Hoch- und Niedrigwasserzeiten. Das nächste Hochwasser ist um 11.25 Uhr mit 4,34 m. Das Wasser steigt also bis dahin noch um ca. 20 cm. Der angegebene Tidenstand gibt jeweils die zusätzliche Wasserhöhe zur Kartentiefe an. 

Da wir ja Nippzeit haben ist der Tidenhub mit nur  ca. 2 m an unserem Abreisetag recht gering. In der blauen Kurve sieht man den genauen Verlauf der Wasserstandsänderungen. In Port de Crouesty ist er ziemlich sinusähnlich. Das ist aber nicht überall in der Bretagne der Fall.

Darüber hinaus ist in dem Fenster noch die Sonnenauf- und -untergangszeit angegeben. In der Tidenkurve, kann man auch die Tageslicht-, Nacht- und Dämmerungsphasen an der dunkleren Hinterlegung erkennen. Das ist hilfreich, um zu wissen wie denn bei früher Ablegezeit oder bei später Ankunft die Lichtverhältnisse sind.  Man hat also recht viele wichtige Infos in einem Fenster.

So, nach diesen theoretischen Infos jetzt eine konkrete praktische Aufgabe. Tom möchte mit der X 46 an unserem Ankunftstag Bernd in Port de Crouesty abholen. Zu welchen Zeiten hätte er genügend Wassertiefe, wenn er als Sicherheitsabstand mindestens 1m unter dem Kiel haben möchte? Alle Infos, die ihr braucht sind in den Blogs vorhanden.

Ich hoffe, dass außer Thomas L. noch mehr Törnteilnehmer diese Frage beantworten können.

Bis dahin, Euer Hägar